Ipsos Studie zum Weltfrauentag
Ipsos-Studie zum Internationalen Frauentag: Zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung ist überzeugt davon, dass es immer noch eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug auf soziale, politische und/oder wirtschaftliche Rechte gibt.

Eine Studie von Ipsos zeigt, wie die österreichische Bevölkerung über das Thema Gleichstellung der Geschlechter heuer im Vergleich zum letzten Jahr denkt. Ein Blick auf die globalen Ergebnisse der Studie erlaubt dabei spannende Vergleiche mit 31 anderen Ländern weltweit, in denen Ipsos diese Studie ebenfalls vor Kurzem durchgeführt und anlässlich des Internationalen Frauentags veröffentlicht hat.
Die Trends für Österreich zeigen:
- Zwei Drittel (66%) der Österreicher:innen im Vergleich zu 58% im letzten Jahr stimmen zu, dass es immer noch eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug auf soziale, politische und/oder wirtschaftliche Rechte gibt.
- Gut 4 von 10 (41%) (im Vergleich zu knapp jeder / jedem Zweiten (47%) im Jahr 2023) sind der Meinung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich bereits weit genug fortgeschritten ist.
- Im Gegensatz zu dem breiten Bewusstsein über die fehlende Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist nicht einmal die Hälfte der österreichischen Bevölkerung (45% im Vergleich zu 47% im Jahr 2023) der Ansicht, dass es Maßnahmen gibt, die sie selbst zur Förderung der Gleichstellung ergreifen kann – dies sind deutlich weniger als im globalen Schnitt (64%).
- Ein gutes Drittel (37%) der österreichischen Bevölkerung im Vergleich zu 44% letztes Jahr ist darüber hinaus der Meinung, dass von Männern zu viel erwartet wird, um die Gleichstellung zu unterstützen. Unter Männern denken 44% so. Gleichzeitig stimmen 7 von 10 Österreicher:innen (69%) zu, dass Frauen keine Gleichstellung erreichen werden, wenn nicht auch die Männer für die Rechte der Frauen kämpfen.
- Nicht einmal jeder dritte Mann (27% im Vergleich zu 29% letztes Jahr) würde sich selbst als Feminist bezeichnen. Frauen definieren sich hingegen deutlich häufiger selbst als feministisch (38%).
DIE MEHRHEIT WEISS, DASS ES EINE UNGLEICHHEIT ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN GIBT - ABER NUR KNAPP DIE HÄLFTE (49%) IST SICH SICHER, DASS MÄNNER UND FRAUEN VON DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN PROFITIEREN WÜRDEN.
Betrachtet man diese Ergebnisse im Vergleich mit den Befragten weltweit, so zeigen sich interessante Parallelen und Unterschiede. So ist auch global betrachtet die Mehrheit der Meinung, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen noch immer besteht und dass Verbesserungen sowohl von Männern als auch von Frauen angestrebt werden müssen. Im weltweiten Durchschnitt stimmen zwei Drittel (65%) der Befragten zu (in Österreich 69%), dass Frauen keine Gleichstellung erreichen werden, wenn nicht auch die Männer für die Rechte der Frauen kämpfen. Fast die Hälfte (48%, unverändert im Vergleich zum letzten Jahr) der befragten Männer in Österreich ist im Gegensatz dazu der Meinung, dass die Förderung der Gleichstellung von Frauen bereits so weit fortgeschritten ist, dass dadurch Männer diskriminiert werden. Von den befragten Frauen teilt nur jede Fünfte diese Meinung.
Zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommt es bei der Frage, ob man Angst hat, seine Stimme zu erheben und für die Gleichberechtigung der Frauen einzutreten, weil befürchtet wird, dass einem etwas zustoßen könnte. So haben diese Angst 31% weltweit, in Österreich sind es nur 16%. Besonders hoch ist dieser Wert in Indien (65%) bzw. Malaysia (51%). Österreich liegt hier unter allen Ländern gemeinsam mit den Niederlanden in Top Position. Bei einem Vergleich der Altersgruppen in Österreich zeigt sich allerdings, dass die Angst vor Konsequenzen bei einer Meinungsäußerung zugunsten der Gleichberechtigung von Frauen bei den jüngsten Österreicher:innen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren deutlich ausgeprägter ist (hier stimmt ein gutes Drittel (35%) zu) als in den älteren Altersgruppen.
Offen bleibt, ob die Gleichstellung der Geschlechter in erster Linie Frauen oder Männern zugutekommt, oder für beide Geschlechter Vorteile bietet. In Österreich ist nur knapp die Hälfte (49%) der Bevölkerung davon überzeugt, dass von einer Gleichstellung beide Geschlechter profitieren würden. Ein Viertel der Österreicher_innen (26%) denkt, dass eine Gleichstellung hauptsächlich Frauen zugutekommt, 4% sind hierzulande überzeugt, dass davon vor allem Männer profitieren würden. Sogar 14% der Befragten in Österreich sind der Meinung, dass die Gleichstellung weder Frauen noch Männern zugutekommt.
Männer (35%) sind dabei deutlich häufiger als Frauen (17%) der Meinung, dass von der Gleichstellung der Geschlechter vor allem Frauen profitieren.
SEXISMUS UND GESCHLECHTERDISKRIMINIERUNG SIND ALLTAGS-PHÄNOMENE – WAS HÄLT DIE MENSCHEN DAVON AB, ETWAS DAGEGEN ZU TUN?
Beinahe jede:r zweite Österreicher:in (45% im Vergleich zu 43% im Jahr 2023) befand sich im vergangenen Jahr zumindest einmal in einer Situation, in der er oder sie eine Form von Geschlechterdiskriminierung erlebt hat. Die häufigste Form, über die berichtet wurde, sind sexistische Bemerkungen im Freundes- oder Familienkreis (20% im Vergleich zu 25% im letzten Jahr). Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsplatz wurde von 18% berufstätigen Person beobachtet (24% im Jahr 2023), Zeuge der sexuellen Belästigung einer Frau wurde im letzten Jahr knapp jede:r Zehnte.
Sexismus und Geschlechterdiskriminierung stellen für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung weiterhin ein Alltagsproblem dar, die Gleichstellung der Geschlechter scheint noch immer nicht zum Greifen nah.
Doch warum wird nicht mehr dagegen getan? Nur 20% (signifikant mehr als 2023 (16%) der befragten Österreicher:innen behauptet von sich selbst, regelmäßig Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung zu ergreifen. Angst vor den Konsequenzen eines entschiedenen Eintretens für die Gleichstellung haben jedoch wenige („Sorge, dass es der Karriere schadet“, 3%; „Sorge, deswegen körperlich bedroht zu werden“, 2%; „Sorge um das eigene Ansehen“, 3%).
Der Rest sieht sich entweder selbst als unbetroffen („Ich war noch nie in einer Situation, in der ich ein Beispiel für die Ungleichheit der Geschlechter gesehen habe“, 16%), ratlos („Ich weiß nicht, wie ich über die Gleichstellung der Geschlechter sprechen/welche Schritte ich ergreifen sollte“; 14%), ignoriert das Problem („Ungleichheit gibt es nicht“, 6%) oder zeigt sich gleichgültig („Habe keine Zeit dafür“, 8%; „Nur ein Frauenproblem“, 4%).
„Die Ergebnisse zeigen ganz deutlich: Ein weiter Weg liegt noch vor uns, um die Gesellschaft in Österreich und dem Rest der Welt von den Vorteilen zu überzeugen, die Geschlechtergleichheit allen Menschen bringen kann.“ so Alexander Zeh, Country Manager von Ipsos in Österreich zu den Ergebnissen der weltweiten Studie von Ipsos zum Internationalen Frauentag.
Weitere internationale Ergebnisse der globalen Studie von Ipsos finden Sie unter: www.ipsos.com/