Internationaler Frauentag: Gleichstellung noch in weiter Ferne

Nur jede_r dritte Österreicher_in glaubt daran, die Gleichstellung der Geschlechter noch selbst zu erleben.

IWD2023
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Eine Studie von Ipsos zeigt, wie die österreichische Bevölkerung über das Thema Gleichstellung der Geschlechter im Jahr 2023 denkt. Ein Blick auf die globalen Ergebnisse der Studie erlaubt dabei spannende Vergleiche mit 32 anderen Ländern weltweit, in denen Ipsos diese Studie ebenfalls vor Kurzem durchgeführt und anlässlich des Internationalen Frauentags veröffentlicht hat.

Die Ergebnisse für Österreich zeigen:

 6 von 10 (58%) Österreicher_innen stimmen zu, dass es immer noch eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug auf soziale, politische und/oder wirtschaftliche Rechte gibt.

 Trotzdem ist beinahe jede_r Zweite (47 %) der Meinung, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Österreich bereits weit genug fortgeschritten ist.

 44% der österreichischen Bevölkerung sind darüber hinaus der Meinung, dass von Männern zu viel erwartet wird, um die Gleichstellung zu unterstützen. Unter Männern denken sogar 60% so. Fast die Hälfte (46%) der Männer ist darüber hinaus der Meinung, dass die Förderung der Gleichstellung von Frauen bereits so weit fortgeschritten ist, dass dadurch Männer diskriminiert werden. Von den befragten Frauen teilt nur jede Vierte diese Meinung.

 Nicht einmal jeder dritte Mann (29%) würde sich selbst als Feminist bezeichnen. Frauen definieren sich hingegen deutlich häufiger selbst als feministisch (39%), vor allem in der Generation Z.

 Nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung (47%) ist der Ansicht, dass es Maßnahmen gibt, die sie selbst zur Förderung der Gleichstellung ergreifen können – weniger als im globalen Schnitt (62%) oder im Rest von Europa (50%).

IWD Aussagen AT

 

DIE MEHRHEIT WEISS, DASS ES EINE UNGLEICHHEIT ZWISCHEN DEN GESCHLECHTERN GIBT - ABER IST SICH NICHT EINIG, OB MÄNNER ODER FRAUEN VON DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN PROFITIEREN WÜRDEN.

Betrachtet man diese Ergebnisse im Vergleich mit den Befragten weltweit, so zeigen sich interessante Parallelen und Unterschiede. So ist auch global betrachtet die Mehrheit der Meinung, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen noch immer besteht und dass Verbesserungen sowohl von Männern als auch von Frauen angestrebt werden müssen. Im weltweiten Durchschnitt stimmen 68% der Befragten zu, dass in ihrem eigenen Land weiterhin eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen besteht. Seit einer ersten globalen Erhebung zu diesem Thema im Jahr 2017 (in 22 Ländern) ist der Anteil derer, die glauben, dass diesbezüglich eine Ungleichheit vorherrscht, jedoch um 5%-Punkte gesunken.

Etwas mehr als die Hälfte (55 %) der unter-75-jährigen weltweit glaubt, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen noch zu ihren Lebzeiten erreicht werden wird – deutlich mehr als in Österreich (37%). Zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommt es in den einzelnen Ländern bezüglich der Chancen junger Menschen ein besseres Leben zu führen als die Generation ihrer Eltern. Die Mehrheit erwartet, dass es die heutige Jugend einmal besser hat, vor allem die Zukunft junger Frauen wird im globalen Länderdurchschnitt optimistischer eingeschätzt (51 %) als die junger Männer (42%). In Österreich ist dieser Eindruck sogar noch stärker ausgeprägt: 68% meinen, dass junge Frauen ein besseres Leben führen als die Generation ihrer Mütter, bei jungen Männern sehen nur 43% eine Verbesserung zur Elterngeneration.

IWD Benchmark INT

Offen bleibt, ob die Gleichstellung der Geschlechter in erster Linie Frauen oder Männern zugutekommt, oder für beide Geschlechter Vorteile bietet. In Österreich ist nicht einmal die Hälfte (45%) der Bevölkerung davon überzeugt, dass von einer Gleichstellung beide Geschlechter profitieren würden, während dies weltweit bereits die Mehrheit tut (54%). Ein Viertel der Österreicher_innen (28%) denkt, dass eine Gleichstellung hauptsächlich Frauen zugutekommt, 4% sind hierzulande überzeugt, dass davon vor allem Männer profitieren würden. Sogar 14% der Befragten in Österreich sind der Meinung, dass die Gleichstellung weder Frauen noch Männern zugutekommt. Männer (38%) sind dabei deutlich häufiger als Frauen (20%) der Meinung, dass von der Gleichstellung der Geschlechter vor allem Frauen profitieren. Weltweit ist dieses Verhältnis deutlich geringer ausgeprägt (22% der Männer gegenüber 13% der Frauen).

SEXISMUS UND GESCHLECHTERDISKRIMINIERUNG SIND ALLTAGS-PHÄNOMENE – WAS HÄLT DIE MENSCHEN DAVON AB, ETWAS DAGEGEN ZU TUN?

Beinahe jede_r zweite Österreicher_in (43%) befand sich im vergangenen Jahr zumindest einmal in einer Situation, in der er oder sie eine Form von Geschlechterdiskriminierung erlebt hat. Die häufigste Form, über die berichtet wurde, sind sexistische Bemerkungen im Freundes- oder Familienkreis (25 %). Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsplatz wurde von jeder vierten berufstätigen Person beobachtet (24%), Zeuge der sexuellen Belästigung einer Frau wurde im letzten Jahr jede_r Zehnte. Sexismus und Geschlechterdiskriminierung stellen für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung weiterhin ein Alltagsproblem dar, die Gleichstellung der Geschlechter scheint noch immer nicht zum Greifen nah. Doch warum wird nicht mehr dagegen getan? Nur 16% der befragten Österreicher_innen behauptet von sich selbst, regelmäßig Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung zu ergreifen. Angst vor den Konsequenzen eines entschiedenen Eintretens für die Gleichstellung haben jedoch wenige („Sorge, dass es der Karriere schadet“, 3%; „Sorge, deswegen körperlich bedroht zu werden“, 3%; „Sorge um das eigene Ansehen“, 3%) Der Rest sieht sich entweder selbst als unbetroffen („Ich war noch nie in einer Situation, in der ich ein Beispiel für die Ungleichheit der Geschlechter gesehen habe“, 15%), ratlos („Ich weiß nicht, wie ich über die Gleichstellung der Geschlechter sprechen/welche Schritte ich ergreifen sollte“; 15%), ignoriert das Problem („Ungleichheit gibt es nicht“, 5%) oder zeigt sich gleichgültig („Habe keine Zeit dafür“, 10%; „Nur ein Frauenproblem“, 4%).

Die Ergebnisse zeigen ganz deutlich: Ein weiter Weg liegt noch vor uns, um die Gesellschaft in Österreich und dem Rest der Welt von den Vorteilen zu überzeugen, die Geschlechtergleichheit allen Menschen bringen kann.“ so Karoline Hilger-Bartosch, Country Managerin von Ipsos in Österreich zu den Ergebnissen der weltweiten Studie von Ipsos zum Internationalen Frauentag.

Weitere internationale Ergebnisse der Studie finden Sie hier.

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