Die Schweiz: Eine Insel der Vernunft in einem Meer von Populismus?

Diese zwischen dem 21. Februar und dem 7. März 2025 durchgeführte Studie zeigt einen auffälligen Kontrast: Während in weiten Teilen der Welt ein zunehmender Populismus zu beobachten ist, der durch wirtschaftliche Sorgen, tiefen Pessimismus und ein starkes Gefühl des gesellschaftlichen Zusammenbruchs genährt wird, hebt sich die Schweiz als Insel der Stabilität ab, die den Anti-Elite-Appellen widersteht, die anderswo an Boden gewinnen.

Die Umfrage wurde zwischen dem 21. Februar und dem 7. März 2025 durchgeführt und umfasst Antworten einer repräsentativen Stichprobe von 500 Personen aus der ganzen Schweiz, wodurch ein Konfidenzintervall von 95 % für die Ergebnisse gewährleistet ist.

Key Findings:

  • "Zerrüttete Gesellschaft?" Nicht in unserer Schweiz. Nur 32% der Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, dass die Schweizer Gesellschaft "zerüttet" ist, ein Wert, der deutlich unter dem internationalen Durchschnitt der 31 Länder (56%) liegt. Die Schweizerinnen und Schweizer heben sich von ihren Nachbarn ab: 77% der Deutschen halten ihre Gesellschaft für zerrüttet, 65% in Frankreich, 44% in Italien, und sie sind näher an Singapur (22%).
  • Gesellschaftlicher Niedergang? SIm Gegensatz zu den düsteren globalen Aussichten strahlt der Schweizer Optimismus. Nur 29% der Schweizerinnen und Schweizer sind der Meinung, dass sich die Gesellschaft im Niedergang befindet, ein Wert, der deutlich unter dem ihrer europäischen Nachbarn liegt. In Italien (66%) und Deutschland (68%) ist dieses Gefühl des Niedergangs viel ausgeprägter und erreicht in Frankreich (75%) sogar ein Rekordniveau.
  • Eine "manipulierte" Wirtschaft zum Vorteil der Reichen und Mächtigen? Im Vergleich zu den globalen Ängsten bleiben unsere Sorgen gedämpft Die Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer bleiben im Vergleich zum Rest der Welt moderat. 53% sind der Meinung, dass die Schweizer Wirtschaft "manipuliert" ist, eine Quote, die unter dem weltweiten Durchschnitt (68%) und vielen anderen europäischen Ländern liegt: Ungarn (75%), Italien (71%), Frankreich (69%) und Deutschland (65%).
  • Wie sehr kümmern sich traditionelle Parteien und Politiker? Das Misstrauen hält sich in der Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern in Grenzen44% der Schweizer sind der Meinung, dass die traditionellen Parteien und Politiker sich nicht um Menschen wie sie kümmern, was unter dem internationalen Durchschnitt (64%) liegt. In Frankreich und Italien ist das Misstrauen viel grösser (jeweils 71%), was wiederum die einzigartige Position der Schweiz unterstreicht. Auch hier sind Ähnlichkeiten mit Singapur festzustellen, das mit 38% den niedrigsten Wert aufweist.
  • Experten: Schweizer Pragmatismus überwiegt die globale Skepsis. Obwohl 46% der Schweizer der Meinung sind, dass "Experten das Leben der Menschen nicht verstehen", liegt dieser Anteil deutlich unter dem Durchschnitt der 31 Länder (62%), Frankreichs (69%) und Italiens (67%). Andererseits liegen die Schweizer in dieser Frage näher an ihren deutschen Nachbarn (49%).
  • Der Ruf nach einer starken Führung findet bei den Schweizern deutlich weniger Anklang. 40% sagen, dass die Schweiz "eine starke Führungspersönlichkeit braucht, um das Land von den Reichen und Mächtigen zurückzuerobern", was weit vom weltweiten Durchschnitt von 64 % in der Umfrage entfernt ist. Die französischen, deutschen und italienischen Nachbarn kommen in diesem Punkt auf 57%, 41% bzw. 60%.
  • Die Einstellung zur Einwanderung enthüllt die Ambivalenz der Schweiz.
  • Gemischte Meinungen zur Einwanderung. In der Schweiz glauben 39% der Bevölkerung, dass ein Einwanderungsstopp ihr Land stärker machen würde, während 35% das Gegenteil meinen. Diese Zweiteilung ist auch in Frankreich (39% glauben, dass ein Einwanderungsstopp ihr Land stärken würde) und Italien (40%) zu beobachten, aber weniger ausgeprägt als in Deutschland (46%).
    • Vorrang für die Beschäftigung von Schweizer Arbeitnehmern in Krisenzeiten. 59% der Schweizerinnen und Schweizer sind für eine nationale Präferenz in Zeiten des Arbeitsplatzmangels. Diese Präferenz ist zwar weltweit verbreitet (durchschnittlich 60%), aber in der Schweiz stärker ausgeprägt als in ihren europäischen Nachbarländern (Deutschland 40%, Italien 47%, Frankreich 51%).
  • Unsere Medien: Eine kritische Sichtweise, aber weniger zynisch. 58% der Schweizerinnen und Schweiz sind der Meinung, dass die Medien dem Geld den Vorrang vor der Wahrheit geben. Diese Meinung ist weniger ausgeprägt als im weltweiten Durchschnitt (67%) und in einigen europäischen Ländern, insbesondere in Frankreich (70%) und Italien (69%). Deutschland (60%) ist wie die Schweiz in diesem Punkt differenzierter.
  • Direkte Demokratie: ein Pfeiler der Schweizer Stabilität? Für 52 % der Schweizer Bürgerinnen und Bürger ist das Referendum eine Möglichkeit, wichtige politische Entscheidungen zu treffen, was dem tatsächlichen System entspricht, das sowohl aus Volksentscheiden als auch aus Beschlüssen von gewählten Vertretern besteht. Eine Zahl, die leicht unter dem internationalen Durchschnitt (58%) und Italien (56%), aber deutlich unter Frankreich (63%) liegt, wo die Distanz zu Parteien und Eliten viel stärker ist.

“In einem internationalen Kontext, der durch einen Anstieg populistischer Stimmungen und ein wachsendes Misstrauen gegenüber den Eliten und dem "System" gekennzeichnet ist, stellt die Schweiz eine Ausnahme dar, wie die Ergebnisse unserer globalen Umfrage zum Populismus zeigen", sagt Laurent Depouilly, Managing Director von Ipsos Schweiz. "Diese schweizerische Besonderheit erklärt sich sicherlich durch das einzigartige politische System, das kantonale Autonomie und direkte Demokratie kombiniert, sowie durch die relativ gute Gesundheit der Schweizer Wirtschaft. Diese Elemente scheinen die notwendigen Sicherheiten zu bieten, um die in anderen Ländern beobachtete populistische Verdrossenheit zu verhindern." 

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Technische Anmerkung:

  • Ipsos befragte 23 228 Personen in 31 Ländern online zwischen Freitag, dem 21. Februar, und Freitag, dem 7. März 2025. Es wurden Quoten festgelegt, um die Repräsentativität zu gewährleisten, und die Daten wurden entsprechend dem bekannten Bevölkerungsprofil der einzelnen Länder gewichtet. Die Stichprobe besteht aus jeweils etwa 1.000 Personen in Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Spanien und den USA sowie aus jeweils 500 Personen in Argentinien, Belgien, Chile, Kolumbien, Ungarn, Indonesien, Irland, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Peru, Polen, Singapur, Südafrika, Südkorea, Schweden, der Schweiz, Thailand und der Türkei. Die Stichprobe in Indien besteht aus etwa 2 200 Personen, von denen etwa 1 800 persönlich und 400 online befragt wurden.

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