Im Auge des Sturms: Aktuelle Forschungsergebnisse zur Situation queerer Menschen in Deutschland und weltweit
Seit 2021 beleuchtet die 26-Länder-Studie "Ipsos LGBT+ Pride Report", wie sich die öffentliche Meinung zu einer Reihe von Themen entwickelt hat – vom Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare über Antidiskriminierungsgesetze bis hin zu DEI-Programmen in Unternehmen und trans* Personen im Leistungssport. Für Deutschland zeigen die Forschungsdaten einige positive Trends, global gesehen aber viele problematische Entwicklungen.
Das Pendel schwingt zurück
Der Weg zum Fortschritt ist oft gepflastert mit Unwägbarkeiten und Hindernissen. Als Ipsos im Jahr 2021 erstmals den „LGBT+ Pride Report“ publizierte, waren viele Menschen auf der ganzen Welt noch immer vom Mord an George Floyd im Mai 2020 und den Eindrücken der Black-Lives-Matter-Bewegung betroffen. In dieser Zeit haben sich viele Marken und Unternehmen öffentlich zu Vielfalt und Akzeptanz positioniert. Auch innerhalb ihrer Organisationen wurden vermehrt Richtlinien und Programme eingeführt, die darauf abzielen, Chancengleichheit und Inklusion zu fördern.
Vier Jahre später hat sich der Zeitgeist gewandelt und die Widerstände wachsen. Neben Migrant*innen und People of Color sehen sich auch queere Menschen zunehmend häufig als Gegenstand politischer Diskussionen und populistischer Auseinandersetzungen. Die aufgeheizte Debatte um das Hissen der Regenbogenflagge auf dem Reichstag zum Berliner CSD hat dies erst kürzlich wieder vor Augen geführt. Das Urteil des britischen Supreme Courts zum 2010 Equalities Act, demzufolge die gesetzliche Gleichstellung nicht für trans* Frauen gilt, zeigt ebenfalls: Auch in Europa sind gleiche Rechte und der Schutz vor Diskriminierung nicht garantiert. Der Kulturkampf gegen LGBTQIA+ ist ein globales Phänomen, das für viele Queers bereits im Alltag spürbar ist und sich nicht nur in einer gestiegenen Anzahl erfasster queer-feindlicher Straftaten, sondern auch in den Daten der Ipsos-Studie manifestiert.
Die gute Nachricht ist:
Es gibt auch Signale, die Hoffnung machen. So herrscht in Deutschland beispielsweise nach wie vor breiter Konsens darüber, dass sexuelle Minderheiten vor Benachteiligungen geschützt werden müssen. Die schlechte Nachricht ist: Weltweit hat sich die Lage für LGBTQIA+ in den letzten vier Jahren signifikant verschlechtert. Zu den Ländern, in denen die Ablehnung besonders stark zugenommen hat, gehören nach Trumps Kreuzzug gegen Diversität und Wokeness wenig überraschend auch die USA.
Dieser Fachartikel ist im Oktober 2025 in der dritten Ausgabe von „Diversity in Recht & Wirtschaft” (DivRuW) erschienen. Die Fachpublikation befasst sich auf juristischer und betriebswirtschaftlicher Ebene mit der gesamten Bandbreite des Themas Diversität.
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