Umfrage zur Wehrpflicht: Zwei Drittel der Deutschen für Wiedereinführung
Im Jahr 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, die allgemeine Wehrpflicht auszusetzen. 14 Jahre später befürworten nun wieder gut zwei Drittel der Deutschen (62 %) die Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie aus einer aktuellen Ipsos-Umfragee hervorgeht. Allerdings sprechen sich nur 18 Prozent dafür aus, dass ausschließlich Männer dazu verpflichtet werden sollten, der Bundeswehr zu dienen. Der deutlich größere Anteil von 44 Prozent bevorzugt eine Wehrpflicht unabhängig vom Geschlecht. Etwa ein Drittel (31 %) lehnt eine Wiedereinführung kategorisch ab. Die Einstellungen zur Wehrpflicht unterscheiden sich je nach Alter, Geschlecht und politischem Lager der Befragten stark voneinander.

Wehrpflichtdebatte: Frauen und Männer zeigen unterschiedliche Präferenzen
Sowohl Frauen (56 %) als auch Männer (69 %) sprechen sich mehrheitlich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus, wobei der Anteil der Befürworter unter den männlichen Befragten deutlich höher liegt. Uneins sind sich Frauen und Männer jedoch darüber, ob die Wehrpflicht nur für Männer oder geschlechtsunabhängig eingeführt werden sollte. Unter den männlichen Befragten bevorzugen 55 Prozent eine Wehrpflicht für beide Geschlechter, während sich nur 14 Prozent für eine auf Männer beschränkte Wehrpflicht aussprechen. Bei den Frauen zeigt sich ein anderes Bild: Nur ein Drittel der weiblichen Befragten (33 %) präferiert eine Wehrpflicht für beide Geschlechter. Im Verhältnis zu den Männern ist der Anteil der Frauen, die eine Dienstpflicht nur für Männer befürworten, mit 23 Prozent relativ groß.
Generationenfrage: Ältere eindeutig für Wehrpflicht, Jüngere gespalten
Auch zwischen den Generationen gibt es große Unterschiede, was die Einstellung zur Wehrpflicht betrifft. Während sich die über 60-Jährigen mit 72 Prozent relativ einig sind und die Wiedereinführung der Wehrpflicht mehrheitlich unterstützen, liegt der Anteil der Befürworter:innen bei den 40- bis 59-Jährigen mit 63 Prozent schon etwas niedriger. Unter den 18- bis 39-Jährigen, die vermutlich am ehesten von einer Wiedereinführung betroffen wären, spricht sich immerhin knapp die Hälfte (52 %) für die Wehrpflicht aus, während 40 Prozent sie klar ablehnen.
Unions-Wählerschaft am ehesten für Wehrpflicht, nur Linke mehrheitlich dagegen
Beim Blick auf die unterschiedlichen politischen Lager zeigen sich ebenfalls erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Insbesondere die Wählerschaft von CDU und CSU befürwortet die Wehrpflicht: 79 Prozent unterstützen die Wiedereinführung. Ein Großteil der Befürworter:innen (62 %) zieht eine geschlechtsunabhängige Verpflichtung vor, während nur 17 Prozent die Wehrpflicht auf Männer beschränken würden. Gerade einmal jede:r sechste Unions-Wähler:in (16 %) lehnt die Wehrpflicht ab.
Auch die Anhänger:innen der SPD (66 %), der AfD (64 %), der Grünen (55 %) und des BSW (52 %) sprechen sich mehrheitlich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. Auffällig ist, dass der Anteil derjenigen, die eine auf Männer beschränkte Wehrpflicht bevorzugen, unter den Wähler:innen der AfD (27 %) und des BSW (25 %) am höchsten ist. Gleichzeitig sehen 32 Prozent der AfD-Anhänger:innen und 44 Prozent der BSW-Unterstützer:innen die Wehrpflicht allerdings auch kritisch.
Die Anhängerschaft der Linkspartei steht einer möglichen Rückkehr zur Wehrpflicht besonders kritisch gegenüber. Drei von fünf Linken-Wähler:innen (59 %) sprechen sich gegen eine Wiedereinführung aus, lediglich 38 Prozent würden diesen Schritt befürworten.

Methode
Quotierte Online-Befragung von 1.000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland, repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde vom 4. bis 5. Juli 2025 durchgeführt.