Große Unzufriedenheit mit der digitalen Infrastruktur in Deutschland

5G »an jeder Milchkanne« – aus Sicht der deutschen Bevölkerung sind Investitionen dieser Art in die digitale Infrastruktur längst überfällig. Diese Einschätzung wird nun auch durch die Ergebnisse des aktuellen ›Global Infrastructure Index‹ gestützt, eine Studie, die von Ipsos in Kooperation mit der Global Infrastructure Investor Association (GIIA) in 29 Ländern durchgeführt wurde.

Nur jeder dritte Deutsche (35%) bewertet demnach die Qualität der digitalen Infrastruktur (wie z.B. schnelles Breitbandinternet, FTTP, 5G) als ziemlich oder sogar sehr gut. Geht es um Straßen, Wasserversorgung oder andere der insgesamt zehn erhobenen Bereiche, ist die Zufriedenheit der Deutschen im Ländervergleich meist allerdings überdurchschnittlich hoch.

Sorgenkind Digitalisierung
Die Qualität der digitalen Infrastruktur wird hierzulande hingegen besonders kritisch gesehen. Mit einem Zufriedenheitsgrad von lediglich 35 Prozent liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich sogar in der Schlussgruppe. Nur in Australien (34%) und Brasilien (31%) sind die Bürger noch unzufriedener mit Breitbandausbau und Co. Mehr als die Hälfte aller Befragten weltweit (54%) zeigt sich demgegenüber zufrieden mit der digitalen Infrastruktur im eigenen Land.

Insgesamt relativ hohe Zufriedenheit mit der deutschen Infrastruktur
Trotz aller Kritik stimmt nicht einmal jeder zweite Bundesbürger (47%) der Aussage zu, Deutschland unternähme grundsätzlich nicht genügend Anstrengungen, um die Infrastrukturbedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Das mag darin begründet liegen, dass die allgemeine Zufriedenheit der Deutschen mit der heimischen Infrastruktur höher ist als im internationalen Durchschnitt.

Während global gesehen nicht einmal jeder Dritte (32%) grundsätzlich zufrieden mit der Infrastruktur im eigenen Land ist, sieht dies in Deutschland beinahe jeder Zweite (45%) so. Die nationale Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird in Deutschland unter allen 29 untersuchten Ländern sogar am positivsten bewertet. Drei Viertel aller Bundesbürger (75%) empfinden die Qualität der Infrastruktur in diesem Bereich als ziemlich oder gar sehr gut.

Länder tun nicht genug, um Infrastrukturbedürfnisse zu erfüllen
Anders als in Deutschland ist eine deutliche Mehrheit aller Weltbürger (59%) der Überzeugung, dass das eigene Land grundsätzlich nicht genügend Anstrengungen unternimmt, um die Infrastrukturbedürfnisse der Bürger zu decken. Nur jeder Zehnte weltweit (12%) ist der gegenteiligen Auffassung. Zugleich stimmen knapp drei Viertel aller Befragten (73%) der Aussage zu, dass Investitionen in die Infrastruktur unabdingbar für das künftige Wirtschaftswachstum im eigenen Land sind.

Dr. Robert Grimm, Director Ipsos Public Affairs, bewertet die Ergebnisse der Studie wie folgt: »Deutschland ist ohne Zweifel eines der wirtschaftlich leistungsstärksten Länder. Dieser Erfolg basiert auf einer hervorragenden Infrastruktur. Um jedoch auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein, bedarf es Investitionen in Bildung, Transport, Energie und Telekommunikation. Gemessen am Anteil des BIP hat Deutschland allerdings eine der niedrigsten Investitionsraten in der EU. Es fehlt an nötigem Engagement auf Länder- und Bundesebene. Die Politik tut sich besonders schwer, das Land für den technologischen Wandel zu wappnen. Beobachter aus Wirtschaft und Forschung sprechen deshalb von einem regelrechten Investitionsstau, der in der Konsequenz zur Wachstumsbremse wird. Unsere Studie ist deshalb auch ein Appell, denn sie zeigt deutlich, dass die Deutschen gerade mit Blick auf digitale Infrastrukturen besorgt in die Zukunft schauen. Noch steht Made in Germany für deutsche Ingenieurskunst. Will das Land auch in zwanzig Jahren zur globalen Technologie-Elite gehören, bedarf es jedoch dringend Investitionen. Es ist höchste Zeit zum Anpacken.«

Qualität der Infrastrukturen in Deutschland
 

Methode:
Die Ergebnisse stammen aus dem ›Global Infrastructure Index‹, einer Global Advisor-Studie, die über das Ipsos Online Panel System durchgeführt wurde. Die Befragung wurde vom 24. August bis zum 7. September 2018 unter 20.286 Personen in 29 Ländern durchgeführt:

Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweden, Tschechien, Türkei, Ungarn und USA. In Kanada und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 64 Jahren alt, in Tschechien zwischen 18 und 65 Jahren, in allen anderen Ländern zwischen 16 und 64 Jahren.

Es wurde eine Gewichtung der Daten vorgenommen, um die demografischen Merkmale auszugleichen und damit  sicherzustellen, dass die Stichprobe die aktuellen offiziellen Strukturdaten der erwachsenen Bevölkerung eines jeden Landes widerspiegelt.

 

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