Künstliche Intelligenz: Sorge und Begeisterung halten sich die Waage
Die Ergebnisse des globalen Ipsos AI Monitors 2025 zeigen, dass die deutsche Bevölkerung KI sehr unterschiedlich sieht.

Fast die Hälfte der Deutschen (46 %) gibt an, dass sie Produkte und Dienstleistungen, die künstliche Intelligenz nutzen, nervös machen; ebenso viele Bundesbürger begeistern sich allerdings dafür (45 %). Das ist das Ergebnis einer Ipsos Umfrage zum Thema KI in 30 Ländern weltweit.
Zwar liegen beide Werte unter dem globalen Durchschnitt; aber auch weltweit halten sich Nervosität (53 %) und Begeisterung (52 %) die Waage. Am wenigsten angetan vom KI-Einsatz zeigen sich die Kanadier (31 %); in Europa sind es die Schweden (34 %) und Belgier (32 %).
Mehrheit der Deutschen glaubt, Vorteile der KI überwiegen die Nachteile
Drei von fünf Deutschen geben an, ein gutes Verständnis davon zu haben, was KI ist (59 % – global gesehen der fünftletzte Platz); ein Drittel der Bundesbürger kann diesem Punkt für sich nicht zustimmen (33 % | global 25 %). Zwei von fünf Befragten in Deutschland meinen zu wissen, in welchen Produkten und Services KI eingesetzt wird (40 %) – aber noch mehr geben an, sich nicht darüber klar zu sein (47 %).
Zugleich findet die Hälfte der Bundesbürger, dass die Vorteile der KI die Nachteile überwiegen (49 %); das ist ein Plus von 7 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023, liegt aber unter dem globalen Durchschnitt von 56 Prozent.
Transparenz in Sachen KI ist den Deutschen dabei überaus wichtig – dies ist auch weltweiter Konsens. Vier von fünf Bundesbürgern (79 %) sind der Ansicht, dass die Nutzung von KI bei Produkten und Dienstleistungen offengelegt werden muss. Diese Zahl entspricht dem Durchschnitt über alle 30 befragten Länder.
Misstrauen gegenüber KI und KI-nutzenden Unternehmen
Beim Datenschutz ist das Vertrauen der Deutschen in die Politik größer als in die Unternehmen, die KI einsetzen: Zwei von fünf Bundesbürgern (41 %) glauben, dass Unternehmen die persönlichen Daten der Nutzer schützen; jeder Zweite hingegen (50 %) ist skeptisch. Größeres Vertrauen bringen die Bundesbürger der Politik entgegen: Hier denkt die Hälfte (49%), dass die Regierung den Einsatz von KI regeln wird. Global ist das Vertrauen in die Politik mit 54 Prozent ebenfalls höher als das in Unternehmen (48 %).
KI ist im (Arbeits-)Leben der Deutschen angekommen – aber nicht bei der Mehrheit
Vier von zehn Deutschen (40%) geben an, dass Produkte und Dienstleistungen, die KI nutzen, ihren Alltag in den vergangenen drei bis fünf Jahren bereits stark verändert haben – das ist ein Zuwachs von 7 Prozentpunkten seit 2023, liegt aber unter dem globalen Länderdurchschnitt von 53 Prozent. Deutlich mehr Menschen in Deutschland (59 %) glauben, dass sich ihr Leben durch den Einsatz von KI bei Dienstleistungen und Produkten in den kommenden Jahren noch stark verändern wird; im globalen Länderdurchschnitt sind dies 67 Prozent.
Dass KI den eigenen Arbeitsplatz in den nächsten fünf Jahren verändern wird, sehen vier von zehn Bundesbürgern (43 %) und damit 8 Prozentpunkte mehr als 2023; noch mehr Befragte (48 %) halten das allerdings für unwahrscheinlich. Dass solch eine Veränderung in eine positive Richtung geht, glauben 28 Prozent; die Hälfte der Deutschen hingegen meint, auch mit KI bleibe alles beim Alten. Dass KI gar den eigenen Job ersetzen kann, denkt nur eine Minderheit von 19 Prozent; drei Viertel der Bundesbürger (74 %) sehen dies nicht.
Fake News & Jobmarkt: Deutsche sehen negative Entwicklungen durch KI
Zwar vertraut knapp die Hälfte der Bundesbürger in die Fähigkeit von KI, Desinformationskampagnen zu bekämpfen (48 %) – dieser Wert ist allerdings so niedrig wie in keinem anderen Land der Welt (global 66 %). 46 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass sich durch KI Desinformationen und Fake News im Internet verschlimmern werden. Auch beim Jobmarkt erwarten viele (38 %) eine Verschlechterung der Lage. Bei der Wirtschaft halten sich Optimismus und Pessimismus die Waage (je 28 %), jeder Dritte (32%) glaubt zudem nicht an eine Veränderung.
40 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass sich persönliche Erledigungen durch den vermehrten Einsatz von KI effizienter gestalten lassen. Beim Unterhaltungsangebot sind es 44 Prozent. Immerhin ein Viertel der Bundesbürger erwartet durch KI in Zukunft auch Verbesserungen bei ihrer Gesundheit (26 %); jeder Zweite aber glaubt, es bleibe in diesem Bereich auch mit KI-Unterstützung alles beim Alten.
Nach der initialen Euphorie im Hype um KI haben die Erwartungen und Befürchtungen ein realistisches Ausmaß erreicht. Die Angst, der eigene Job ist in Gefahr weicht zunehmend mehr den Möglichkeiten, die im privaten und beruflichen Umfeld damit zusammenhängen. Jetzt ist die Zeit, die neuen Entwicklungen zunehmend produktiv auch in Unternehmen einzusetzen.
kommentiert Dr. Markus Eberl, Chief Analytics Officer und KI-Verantwortlicher bei Ipsos in Deutschland.
Methode
Die Stichprobe umfasst etwa 2.000 Personen in Japan, jeweils 1.000 Personen in Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien und den USA sowie jeweils 500 Personen in Argentinien, Chile, Kolumbien, Ungarn, Indonesien, Irland, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Peru, Polen, Singapur, Südafrika, Südkorea, Schweden, der Schweiz, Thailand und der Türkei. Die Stichprobe in Indien umfasst etwa 2.200 Personen, von denen etwa 1.800 persönlich befragt und 400 online befragt wurden. Die Stichproben in Argentinien, Australien, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Japan, den Niederlanden, Polen, Südkorea, Spanien, Schweden, der Schweiz und den USA können als repräsentativ für die allgemeine erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren angesehen werden. Die Stichproben in Brasilien, Chile, Kolumbien, Indonesien, Irland, Malaysia, Mexiko, Peru, Singapur, Südafrika, Thailand und der Türkei sind urbaner, besser ausgebildet und/oder wohlhabender als die allgemeine Bevölkerung. Die Umfrageergebnisse für diese Länder sollten als Ausdruck der Ansichten des „vernetzteren” Teils ihrer Bevölkerung gesehen werden.