Mehrheit erwartet erneuten Koalitionsbruch | Ipsos
Mehrheit erwartet erneuten Koalitionsbruch | Ipsos

Mehrheit erwartet erneuten Koalitionsbruch – Schwarz‑Rot gilt dennoch als handlungsfähiger als die Ampel-Regierung

Nach großen Differenzen zwischen den damaligen Regierungsparteien kam es vor rund einem Jahr zum Bruch der Ampel-Koalition. Auch die neue schwarz-rote Koalition musste bereits Unstimmigkeiten überwinden, etwa bei der Sozialstaatsreform oder der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Einer aktuellen Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Ipsos zufolge hält eine Mehrheit von 56 Prozent der Deutschen einen erneuten Koalitionsbruch für wahrscheinlich. Gleichzeitig beurteilt die Hälfte der Bevölkerung (50 %) die aktuelle Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD als handlungsfähiger als die Vorgängerregierung.

Unions- und SPD-Anhänger halten Koalitionsbruch für unwahrscheinlich

Im Gegensatz zur allgemeinen Bevölkerung hält die Wählerschaft der drei Regierungsparteien CDU, CSU und SPD ein Scheitern der Koalition vor Ende der Legislaturperiode für eher unwahrscheinlich. Nur eine Minderheit von 31 Prozent der Unions-Anhänger und 39 Prozent der SPD-Anhänger glaubt, dass die schwarz-rote Regierung vorzeitig auseinanderbrechen wird. Unter den Grünen-Wählern halten sich Optimisten (47 %) und Skeptiker (48 %) in etwa die Waage. In den Reihen der Oppositionsparteien AfD, Linke und BSW glauben die meisten Anhänger an ein frühzeitiges Ende der Regierung. Am größten sind die Zweifel bei den Wählern der AfD: 86 Prozent halten ein vorzeitiges Regierungs-Aus für wahrscheinlich.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Einschätzung der Handlungsfähigkeit der aktuellen Bundesregierung im Vergleich zur Ampel-Koalition. Auch hier sind die Wähler von CDU/CSU, SPD und Grünen positiver gestimmt als die Anhänger von AfD, Linken und BSW. Eine deutliche Mehrheit der Unions- (75 %), SPD- (63 %) und Grünen-Anhänger (63 %) bewertet die Handlungsfähigkeit der Merz-Regierung höher als die der Vorgängerregierung unter Kanzler Olaf Scholz. Bei den Sympathisanten der Linken ist die Bewertung mit jeweils 41 Prozent hingegen ausgeglichen. Unter den Wählern des BSW überwiegt mit 13 Prozentpunkten der Anteil derer, die die aktuelle Bundesregierung für weniger handlungsfähig als die Ampel-Koalition einschätzen. Noch größer ist die Differenz in der AfD-Wählerschaft mit 20 Prozentpunkten: Nur 36 Prozent halten die schwarz-rote Regierung für handlungsfähiger, eine Mehrheit von 56 Prozent gibt der Ampel-Koalition den Vorzug.

Ältere und höher Gebildete haben mehr Vertrauen in die Regierung

Ein Vergleich der verschiedenen Altersgruppen zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Befragten. So halten 58 Prozent der jungen und mittleren Altersgruppe einen Koalitionsbruch für wahrscheinlich, während es bei den Älteren nur 49 Prozent sind. Auch die Handlungsfähigkeit der Merz-Regierung wird von der älteren Generation tendenziell höher eingeschätzt als von den Jüngeren.

Noch größer sind die Unterschiede, wenn man die verschiedenen Bildungsgruppen betrachtet: So halten nur 49 Prozent der Befragten mit einem hohen Bildungsabschluss ein vorzeitiges Ende der schwarz-roten Koalition für sehr oder eher wahrscheinlich, während es bei Personen mit niedriger Bildung 69 Prozent sind. Ähnliche Unterschiede zeigen sich bei der Beurteilung der Handlungsfähigkeit: Rund ein Drittel (32 %) der Personen mit niedriger Bildung bescheinigt der aktuellen Bundesregierung eine niedrigere Handlungsfähigkeit als der Ampel, bei den Befragten mit hohem Bildungsniveau ist es lediglich ein Viertel (25 %).

Methode

Quotierte Online-Befragung von 1.000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland, repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde vom 7. bis 9. November 2025 durchgeführt.

Ähnliche Inhalte

  • Wie beurteilen die Deutschen ihr Gesundheitssystem? Laut einer Ipsos-Studie halten nur noch 42 Prozent die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland für gut – ein Rückgang um 14 Prozentpunkte seit 2018.

    Steigende Impfskepsis, mehr Pessimismus: So sehen die Deutschen das Gesundheitssystem

    Die Impfskepsis nimmt weiter zu. Nur noch die Hälfte der Deutschen (49 %) befürwortet eine Impfpflicht bei ernsthaften Infektionskrankheiten. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2018 lag der Anteil der Befürworter:innen in Deutschland noch bei 62 Prozent. Rund ein Viertel (24 %) der Bevölkerung spricht sich dagegen aus – lediglich in Ungarn ist die Impfskepsis mit 25 Prozent noch etwas höher. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den älteren Befragten zwischen 50 und 74 Jahren (49 %, -15 pp seit 2018). In dieser Altersgruppe war die Zustimmung zur Impfpflicht im Jahr 2018 mit 64 Prozent noch am höchsten.
  • Entdecke Ipsos Global Trends – die größte öffentliche Umfrage ihrer Art

    Ipsos Global Trends – die Gesellschaft im Fokus

    Ipsos Global Trends ist die größte und umfassendste Trendstudie ihrer Art. Erfahren Sie mehr über die Gesellschaft, Märkte & Werte auf der Welt.
  • Für wie wahrscheinlich halten die Deutschen einen Krieg mit Russland? Laut einer Umfrage von Ipsos gehen 27 Prozent davon aus, dass es in den nächsten sechs Monaten zu militärischen Auseinandersetzungen kommen wird.

    Ein Viertel der Deutschen hält Krieg mit Russland für wahrscheinlich

    In den letzten Wochen wurden sowohl im NATO-Luftraum als auch über Deutschland vermehrt Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet. Diese Entwicklung weckt Sorgen über eine mögliche kriegerische Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Russland. Laut einer aktuellen Ipsos-Umfrage halten 27 Prozent der Deutschen es für wahrscheinlich, dass es in den nächsten sechs Monaten zu einer mit Waffen ausgetragenen Auseinandersetzung kommt. 61 Prozent der Befragten halten ein solches Szenario hingegen für unwahrscheinlich.