LGBTQ-Studie zum Pride Month: Situation queerer Menschen weltweit verschlechtert, in Deutschland weiter hohe Akzeptanz

Jedes Jahr im Juni wird weltweit der Pride Month gefeiert, um sich für die Rechte queerer Menschen einzusetzen und mehr Toleranz in der Gesellschaft zu fördern. Aus diesem Anlass hat Ipsos in 26 Ländern die Einstellungen der Menschen zur LGBTQ-Community untersucht. Die Studie beleuchtet, wie sich die öffentliche Meinung zu einer Reihe von Themen entwickelt hat – darunter die Ehe für alle, Diversity-Programme in Unternehmen und Transpersonen im Sport.

LGBTQ-Studie: Anlässlich des Pride Month hat Ipsos im Rahmen einer 26-Länder-Studie spannende Insights darüber gewonnen, wie sich die öffentliche Meinung zu einer Reihe von LGBTQ-Themen entwickelt hat

In Deutschland herrscht nach wie vor breiter Konsens darüber, dass sexuelle Minderheiten gleiche Rechte haben sollten und vor Benachteiligungen geschützt werden müssen. Weltweit hat sich die Lage für LGBTQIA+ Personen in den letzten Jahren jedoch signifikant verschlechtert. Die USA gehören zu den Ländern, in denen die Ablehnung besonders stark zugenommen hat.

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Mehrheit der Deutschen für gleiche Rechte und Schutz vor Diskriminierung

Grundsätzlich sind drei Viertel der Deutschen der Meinung, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle (78 %) sowie Transpersonen (75 %) vor Diskriminierung geschützt werden sollten, beispielsweise bei der Arbeit oder bei der Wohnungssuche. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zustimmung zu dieser Aussage jeweils um 5 Prozentpunkte gestiegen. Etwa ebenso viele (74 %) unterstützen die Aussage, dass gleichgeschlechtliche Paare bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben sollten wie heterosexuelle Paare. Weniger als ein Fünftel (19 %) lehnt dies ab. 71 Prozent befürworten zudem, dass Homosexuelle legal heiraten dürfen, während sich nur zehn Prozent gegen jede Form der rechtlichen Anerkennung aussprechen.

Etwas verhaltener fällt die Zustimmung aus, wenn es um konkrete Gesetze geht, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verbieten. Jede:r zweite Deutsche (49 %) unterstützt solche Gesetze, 18 Prozent sprechen sich dagegen aus. Eine „dritte Option” in offiziellen Dokumenten wie Reisepässen für Personen, die sich weder als weiblich noch als männlich identifizieren, wird ebenfalls von der Hälfte (52 %) befürwortet.

Im Gegensatz zu den meisten anderen befragten Ländern hat sich in Deutschland die Unterstützung für die Rechte von LGBTQIA+ in den letzten Jahren nicht signifikant verschlechtert. Eine Ausnahme bildet die Frage nach Transpersonen im Leistungssport. Diese werden nur von 25 Prozent der Bundesbürger:innen befürwortet, was einem Rückgang von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. 39 Prozent der Deutschen sprechen sich dagegen aus. Damit folgt Deutschland einem globalen Trend: Auch hier ist die Zustimmung seit 2024 um fünf Prozentpunkte auf aktuell 22 Prozent gesunken, seit 2021 sogar um zehn Prozentpunkte. Die stärkste Gegenwehr besteht derzeit in Großbritannien und Ungarn mit jeweils 61 Prozent.
 

Globaler Gegenwind: Situation für LGBTQIA+ verschlechtert sich weiter

Anders als in Deutschland, wo die Akzeptanz in den letzten Jahren stabil geblieben oder in manchen Bereichen sogar gestiegen ist, geraten queere Menschen weltweit immer stärker unter Druck. In vielen der untersuchten Länder – allen voran in den USA – hat sich die Stimmung gegenüber LGBTQIA+ zuletzt merklich zugespitzt. Ein Beispiel: Weltweit unterstützen weniger als die Hälfte der Befragten (47 %) offen zu ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität stehende LGBTQIA+ Personen. Das sind 8 Prozentpunkte weniger als noch 2021. In den USA ist dieser Wert im gleichen Zeitraum sogar um 13 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt aktuell nur noch bei 43 Prozent.

 

 

Vielfalt in Unternehmen: Herausfordernde Zeiten für queer-freundliche Marken

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei der Beurteilung von Unternehmen, die sich aktiv für die Gleichberechtigung von LGBTQIA+ einsetzen. Im weltweiten Durchschnitt sank die Unterstützung für queer-freundliche Marken in den letzten drei Jahren um acht Prozentpunkte – von 49 auf aktuell 41 Prozent. Gleichzeitig stieg die Ablehnung von 16 auf 23 Prozent. Der globale Trend spiegelt sich in den USA noch etwas stärker wider: Dort sank der Anteil der Unterstützer:innen seit 2021 sogar um neun Prozentpunkte auf aktuell 39 Prozent.

 

 

Im Kontext der hitzigen DEI-Debatte (Diversity, Equity & Inclusion) in den Vereinigten Staaten untersucht die Studie in diesem Jahr erstmals, wie Menschen zu Arbeitgebern stehen, die Programme für queere Mitarbeitende ins Leben rufen. In Deutschland befürworten etwas mehr als ein Drittel (38 %) der Befragten solche Initiativen, während rund ein Fünftel (19 %) sie ablehnt. Der überwiegende Teil (43 %) äußert sich jedoch neutral. In den USA ist die Meinungslage noch polarisierter: Ein Drittel (35 %) befürwortet Programme für queere Mitarbeitende, ein weiteres Drittel (34 %) hat eine neutrale Haltung und wiederum ein Drittel (31 %) ist entschieden dagegen.
 

Gendergraben: Junge Frauen werden immer progressiver

Neben großen geografischen Unterschieden zeigen sich bei den Einstellungen zu LGBTQIA+ Themen auch gravierende Differenzen zwischen jungen Frauen und Männern. Insbesondere bei der Generation Z (Jahrgänge 1996 bis 2012) gehen die politischen Überzeugungen zunehmend auseinander: Während die Akzeptanz und Offenheit gegenüber queeren Menschen bei jungen Frauen stetig zunimmt, werden Rechte und Initiativen für die LGBTQIA+ Community von jungen Männern deutlich seltener befürwortet. So befürwortet eine Mehrheit der jungen Frauen weltweit offen lebende LGBTQIA+ Personen (59 %), queer-freundliche Marken (58 %) oder DEI-Programme in Unternehmen (53 %). Unter jungen Männern der Gen Z ist der Anteil der Unterstützer deutlich geringer (38 %, 34 %, 29 %).

 

 

Buntes Deutschland: Jede:r Achte zählt sich zur LGBTQIA+ Community

Das gesellschaftliche Klima gegenüber queeren Menschen hat sich weltweit im letzten Jahr noch einmal deutlich verschärft. Dies macht sich auch am Anteil der Befragten bemerkbar, die angeben, der LGBTQIA+ Community anzugehören. In Deutschland liegt der Anteil derjenigen, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell, trans, nicht-binär, pansexuell oder asexuell beschreiben, aktuell bei 12 Prozent (±0 Prozentpunkte im Vergleich zu 2024). Damit liegt die Bundesrepublik aber inzwischen deutlich über dem globalen Durchschnitt von 9 Prozent – 2024 lag dieser Wert noch zwei Prozentpunkte höher. In Brasilien machen sexuelle Minderheiten 15 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Damit liegt das Land global gesehen an der Spitze, gefolgt von Kanada (14 %), Schweden und Chile (je 13 %). In Polen, Kolumbien und Südkorea (je 5 %) ordnen sich hingegen die wenigsten Menschen der queeren Community zu.

Dabei zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen älteren Befragten und jungen Erwachsenen: Letztere sind in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität deutlich vielfältiger als ältere Generationen. So fühlen sich weltweit nur 5 Prozent der Babyboomer (Jahrgänge 1946 bis 1964) der LGBTQIA+ Community zugehörig, während sich 14 Prozent der Gen Z als queer beschreiben.
 

LGBTQ-Studie zum Pride Month 2025: Wie steht es um die Akzeptanz queerer Menschen in Deutschland und der Welt?
 

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Methode

Dies sind die Ergebnisse der Studie "Ipsos LGBT+ Pride Report 2025", die von Ipsos auf der Online-Plattform Global Advisor in 26 Ländern durchgeführt wurde. Für die Online-Umfrage wurden zwischen dem 25. April und dem 9. Mai 2025 insgesamt 19.028 Personen befragt. In Deutschland waren die Befragten zwischen 16 und 74 Jahre alt, die Stichprobe umfasste rund 1.000 Personen.

Zu den 26 befragten Ländern gehören neben Deutschland: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn, USA.

In 16 der 26 befragten Länder ist die Internetdurchdringung so hoch, dass die Stichproben als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in den untersuchten Altersgruppen angesehen werden können – darunter auch Deutschland.

Die Daten wurden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten bestmöglich widerspiegelt.
 

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