Politische Meinungslage in Deutschland – September bis Dezember 2024
Erfahren Sie mehr über die aktuelle politische Meinungslage in Deutschland. Ipsos teilt regelmäßig Erkenntnisse zu Wahlabsichten, Parteibindung & mehr!
Politische Meinungslage in Deutschland – aktuelle Analysen
Wie sieht die aktuelle politische Meinungslage in Deutschland aus? Ipsos teilt regelmäßig Erkenntnisse zu Wahlabsichten, Parteibindung & mehr!
Das sind wir
Das Ipsos Institut für Politik- und Sozialforschung ist verantwortlich für Beratung, Konzeption, Datenerhebung, Auswertung, Berichtslegung und Kommunikation von sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten.
Ipsos gehört zu den wenigen Forschungsspezialisten, die alle gängigen Formen der Datenerhebung und -analyse im eigenen Haus und in nahezu allen Ländern der Welt anbieten können. Dazu gehören Telefonbefragungen, Face-to-Face-Befragungen, Online-Befragungen mit eigenen Panels, Paper-Pencil-Befragungen, (Conjoint-)Experimente und Push-to-Web-Befragungen auf Basis von Registerstichproben ebenso wie Big Data, Social Media Analysen und qualitative Methoden.
Dabei greifen wir auf die Expertise von mehr als 500 Mitarbeiter:innen in Deutschland und mehr als 20.000 Mitarbeiter:innen der globalen Ipsos S.A. Gruppe zurück. Ipsos ist in mehr als 90 Ländern aktiv.
Zu den mehr als 5.000 nationalen und internationalen Kunden von Ipsos zählen politische Stiftungen, Verbände, Unternehmen, Parteien, Non-Profit-Organisationen, Regierungsorganisationen, Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Die Erhebung der politischen Stimmung in einem Land ist wichtig, um das Meinungsbild der Bevölkerung zu erfassen. Sie liefert wertvolle Informationen für Politik und Wirtschaft und schafft Transparenz über aktuelle Anliegen und Bedürfnisse der Bürger:innen.
Die politische Stimmung im Zeitverlauf
Jeden Monat erhebt das Ipsos Institut für Politik- und Sozialforschung die Wahlabsichten und die Zufriedenheit der Wahlberechtigten mit deutschen Politiker:innen, die Wichtigkeit und den Polarisierungsgrad politischer Themen in der Bevölkerung sowie das Wählerpotenzial und die Wählerbindung der im Bundestag vertretenen Parteien.
In unserem Bericht fassen wir die politische Stimmung im Land im Zeitverlauf zusammen. Dieses Mal haben wir die politische Meinung in Deutschland mit besonderem Fokus auf den Zeitraum zwischen September und Dezember 2024 grafisch aufbereitet. Die Daten betrachten also die Monate vor und kurz nach dem Ampel-Aus und geben einen Einblick in die politische Stimmung kurz vor den anstehenden Neuwahlen im Februar 2025. Alle Daten wurden von Ipsos in unabhängiger Eigenforschung erhoben und ausgewertet.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Auch Ende 2024 liegt die Union bei der Sonntagsfrage mit Abstand an erster Stelle. Im Dezember kann sie 32 Prozent der Wahlberechtigten überzeugen. Die AfD bleibt trotz Verlusten zu Jahresbeginn auf Platz zwei. Konnte sie im Januar 2024 noch 22 Prozent für sich gewinnen, erreicht sie nach der aktuellen politischen Stimmung im Dezember nur noch 18 Prozent. SPD und Grüne bleiben 2024 das ganze Jahr über stabil auf den Plätzen drei und vier. Die Grünen gewinnen nach Verlusten im September nach dem Ampel-Aus wieder an Zustimmung und beenden das Jahr mit 13 Prozent. Auch die SPD legt im Dezember leicht auf 16 Prozent zu. Das zu Jahresbeginn neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht erreicht im Jahresverlauf zwischen 7 und 9 Prozent. Schlusslichter nach der aktuellen politischen Stimmung sind FDP, Linke und Freie Wähler, die im Dezember mit jeweils 3 Prozent die Fünf-Prozent-Hürde verfehlen und damit nicht in den neuen Bundestag einziehen würden.
Wer wählt die AfD?
Die Analyse der Wählerbindung der Parteien seit der Bundestagswahl 2021 zeigt zudem, dass die SPD rund die Hälfte und die Grünen mehr als ein Drittel ihrer ehemaligen Wählerschaft verloren haben. Die FDP verliert sogar mehr als zwei Drittel. Union und AfD können jeweils acht von zehn ihrer Wähler:innen halten. 39 Prozent der ehemaligen Linken-Wähler:innen wandern zum erstmals bei einer Bundestagswahl antretenden BSW ab.
Darüber hinaus verlieren die Ampelparteien im Rahmen der politischen Stimmung nicht nur bei der Wählerbindung, sondern auch beim erweiterten Wählerpotenzial: So verlieren die Grünen 2024 kontinuierlich. Kommen sie 2023 noch auf ein Wählerpotenzial von 26 Prozent, so sind es Ende 2024 nur noch 22 Prozent. Auch die FDP verliert stark. Nach einem Aufschwung von 19 auf 21 Prozent zur Jahresmitte sinkt ihr Potenzial bis zum Jahresende auf 16 Prozent. Die einzige Ampelpartei, die 2024 relativ stabil bleibt, ist die SPD, die zwischen 31 und 33 Prozent schwankt, zum Jahresende aber ebenfalls verliert. Nach der aktuellen politischen Stimmung bleibt die Union auch beim erweiterten Wählerpotenzial mit zuletzt 40 Prozent auf dem ersten Platz. Dies entspricht einem Zuwachs von 3 Prozentpunkten seit Ende 2023. Das Wählerpotenzial der AfD hält sich seit Januar 2024 relativ stabil zwischen 23 und 24 Prozent, liegt damit aber unter dem Potenzial von Ende 2023 (26%).
Auch die Zufriedenheit mit der Bundesregierung ist im Jahresverlauf gesunken. Die Deutschen sind mit der Arbeit von Olaf Scholz als Bundeskanzler und der Regierung insgesamt weiterhin unzufrieden, wie die Auswertung der politischen Stimmung zeigt. Im Jahresdurchschnitt ist nur jeder Zehnte mit der Arbeit des Bundeskanzlers sehr zufrieden. Im Dezember 2024 kann Scholz sogar nur noch 8 Prozent überzeugen. Noch weniger Deutsche sind von der Arbeit der Bundesregierung überzeugt. Kurz vor dem Ampel-Aus im November liegt die Zufriedenheit nur noch bei 5 Prozent und sinkt im Dezember weiter auf 4 Prozent.
Auch bei der Bewertung der Arbeit der Minister:innen überwiegt die Unzufriedenheit deutlich. Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt im November 2024 mit einem Netto-Zufriedenheitswert von ±0 das mit Abstand beliebteste Regierungsmitglied, wenn es nach der politischen Meinung der Wahlberechtigten in Deutschland geht. 28 Prozent der Deutschen äußern sich sehr zufrieden mit seiner Arbeit, ebenso viele sehen Pistorius sehr negativ. Mit deutlichem Abstand folgt Arbeitsminister Hubertus Heil mit einem Zufriedenheitswert von -35. Der inzwischen aus dem Amt geschiedene ehemalige Finanzminister Christian Lindner lag im November kurz vor dem Ampel-Aus bei einem Zufriedenheitswert von -50. Auch Vizekanzler Robert Habeck erreicht zu diesem Zeitpunkt nur einen ähnlich schlechten Wert von -51. Seine Parteikollegin und Außenministerin Annalena Baerbock verzeichnet mit -44 einen vergleichsweise besseren Zufriedenheitswert. Schlusslicht bleibt Bauministerin Klara Geywitz mit einer Nettozufriedenheit von -56. Im Vergleich zum November 2023 verlieren fast alle Kabinettsmitglieder deutlich auf der Zufriedenheitsskala.
Bei der Frage nach den wichtigsten politischen Themen steht nach der aktuellen politischen Meinung der Deutschen die Inflation wieder mit Abstand an erster Stelle. Im Dezember 2024 gibt ein Sechstel der Befragten an, dass die steigenden Lebenshaltungskosten für sie derzeit das wichtigste Thema sind. Dies bedeutet jedoch einen Rückgang seit Jahresbeginn, als noch rund ein Fünftel die Inflation als wichtigstes Thema bewertete. Das Thema Einwanderung wurde bis zum Herbst 2024 immer wichtiger für die Deutschen und erreichte im September einen Höchstwert von 18 Prozent. Gegen Ende des Jahres wurde Migration jedoch wieder zunehmend als weniger wichtig wahrgenommen. Zuletzt sahen nur noch 13 Prozent das Thema an erster Stelle. Das Thema Klima-, Umwelt- und Artenschutz hält jede:r Zehnte für das wichtigste Thema.
Die drei genannten Themen unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrem Polarisierungsgrad. Das Thema Inflation ist nicht polarisiert und ähnlich hohe Anteile der Anhänger:innen aller Parteien empfinden das Thema als sehr wichtig. Die Bedeutung von Klimaschutz und Migration hängt dagegen stärker von der Parteipräferenz ab. So spielt das Thema Klimaschutz insbesondere für die Unterstützer:innen der Grünen eine Rolle, jedoch deutlich weniger für die der anderen Parteien. Ähnlich sieht es beim Thema Einwanderung aus, das insbesondere von Anhänger:innen der AfD als wichtig erachtet wird.
Der Bericht untersucht erstmals die Wichtigkeit politischer Themen nicht nur nach Parteipräferenz, sondern auch nach weiteren demografischen Merkmalen. Für die Jüngeren sind vor allem die Inflation, der Klimawandel und die Wirtschaftslage wichtige Themen. Bei den mittleren und älteren Altersgruppen steht dagegen die Zuwanderung an erster Stelle. Während für Frauen die Migration das wichtigste Thema ist, sorgen sich Männer stärker um steigende Lebenshaltungskosten. Auch die Menschen in Ostdeutschland messen Zuwanderung, steigenden Lebenshaltungskosten sowie Kriminalität und innerer Sicherheit eine größere Bedeutung bei als die Menschen in Westdeutschland.
Schließlich wurde auch untersucht, welchen Parteien bei den einzelnen Themen die größte Kompetenz zugeschrieben wird. Hier punktet die Union nach aktueller politischer Meinung vor allem bei den Themen Wirtschaft, Kriminalität und innere Sicherheit, Inflation sowie Gesundheit und Pflege. Die AfD führt beim Thema Einwanderung, die Grünen beim Klimaschutz und die SPD bei Armut und sozialer Ungleichheit.
Welche Themen polarisieren am meisten?
Informationen zur Methodik sowie alle weiteren Ergebnisse der Studie finden Sie im Bericht zur "Politischen Meinungslage in Deutschland".
Unsere Umfragen zur politischen Stimmung werden von einem unabhängigen Expertenteam durchgeführt. Wir garantieren Transparenz und Unabhängigkeit.
Um repräsentative Ergebnisse zu erzielen, rekrutieren wir eine nach Alter, Geschlecht und Region quotierte Stichprobe. Die Daten werden zusätzlich nach Alter, Geschlecht, Region, Bildung und bisherigem Wahlverhalten gewichtet.
Jede sozialwissenschaftliche Stichprobe hat eine Schwankungsbreite, die als Stichprobenfehler bezeichnet wird. Unsere Stichproben können eine natürliche Schwankungsbreite von bis zu drei Prozentpunkten aufweisen. Zusätzlich können durch Rundungen Verzerrungen von etwa einem Prozentpunkt auftreten.
Das Themen-Tracking zur Abbildung der politischen Stimmung
Für das Themen-Tracking und die Abbildung der politischen Stimmung wurden 15 Themen zur Auswahl gestellt:
- Klima-, Umwelt- und Artenschutz
- Gesundheit und Pflege
- Arbeitslosigkeit
- Terrorismus und Extremismus
- Wirtschaftliche Lage
- Steigende Lebenshaltungskosten
- Kriminalität und Innere Sicherheit
- Armut und soziale Ungleichheit
- Öffentliche Finanzen und Staatsverschuldung
- Diskriminierung (aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Alter, Religion)
- Überalterung der Gesellschaft
- Demokratieabbau und Einschränkung von Bürgerrechten
- Digitalisierung
- Zuwanderung nach Deutschland
- Militärische Bündnisse und Landesverteidigung
Für die Darstellung der Ergebnisse haben wir diejenigen Themen ausgewählt, die in mindestens einem Monat als eines der drei wichtigsten Themen bewertet wurden.
FAQ: Politische Stimmung
Was versteht man unter politischer Meinungslage?
Die politische Meinungslage ist das Gesamtbild der Einstellungen, Meinungen und Ansichten der Bevölkerung zu politischen und wirtschaftlichen Themen, Parteien, politischen Entscheidungen und Entwicklungen. Sie spiegelt wider, wie die Bürger:innen politische Sachverhalte bewerten, welche Prioritäten sie setzen und wie sie sich politisch positionieren. Auch Ängste und Sorgen werden im Rahmen der politischen Stimmung erfasst.
Wie wird die politische Stimmung in Deutschland gemessen?
Alle unsere Daten zur politischen Stimmung werden in unabhängiger Eigenforschung erhoben und ausgewertet, wobei die Befragten aus unserem firmeneigenen Online-Access-Panel rekrutiert werden. Unsere Feldarbeit ist nach ISO 9001, ISO 20252 und ISO 27001 zertifiziert.
Die Zahlen der Sonntagsfrage basieren auf Projektionen, die die erhobenen und gewichteten Daten, die Wahlwahrscheinlichkeiten und Experteneinschätzungen einbeziehen, um das mögliche Wahlergebnis bei einer Bundestagswahl am nächsten Sonntag abschätzen.
Hat die politische Meinung in Deutschland einen Einfluss auf die Regierungsbildung?
Welche Parteien im Bundestag die Mehrheit erhalten und damit eine Regierung bilden können, wird durch die Wahlergebnisse bestimmt, die direkt von der politischen Stimmung im Land beeinflusst werden. Unterschiede in den politischen Einstellungen lassen sich häufig entlang demographischer Linien wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und geographischer Lage beobachten.
Wie hat sich die politische Stimmung in Deutschland in den letzten Jahren verändert?
Die politische Stimmung wurde in den letzten Jahren stark von globalen Themen wie Klimawandel, Inflation oder Zuwanderung geprägt. Zudem beobachten wir eine zunehmende Fragmentierung des Parteiensystems. Die traditionelle Bindung an die großen Volksparteien CDU/CSU und SPD hat abgenommen, wodurch die politische Stimmung dynamischer und volatiler geworden ist.
Wo finde ich aktuelle Informationen von Ipsos zur politischen Stimmung in Deutschland?
Aktuelle Informationen und Analysen zur politischen Stimmung in Deutschland veröffentlichen wir regelmäßig auf unserer Website. Eine große Sammlung interessanter Themen und fundierter Experteneinschätzungen finden Sie auch in unserem Blog.