Deutscher Bundestag
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Politische Meinungslage in Deutschland (Januar bis April 2023)

Jeden Monat erhebt das Ipsos Institut für Politik- und Sozialforschung die Wahlabsichten und die Zufriedenheit der Menschen mit deutschen Politiker:innen, die Wichtigkeit und den Polarisierungsgrad politischer Themen in der Bevölkerung sowie das Wählerpotenzial und die Wählerbindung der im Bundestag vertretenen Parteien. In diesem Report haben wir die politische Meinungslage in Deutschland seit Beginn des Jahres im Zeitverlauf zusammengefasst und grafisch aufbereitet. Sämtliche repräsentative Daten wurden in unabhängiger Eigenforschung durch Ipsos erhoben und ausgewertet.

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Nachdem seit Dezember 2022 die Opposition im Bundestag bei der Sonntagsfrage stehts leicht bessere Ergebnisse erzielen konnte als die Ampelregierung, stellt sich im April 2023 erstmals wieder ein gleiches Kräfteverhältnis zwischen Regierung und Opposition ein. Beide können 46 Prozent der Deutschen von sich überzeugen. 

Insgesamt sind die Wahlabsichten der deutschen Bevölkerung allerdings seit Beginn des Jahres recht stabil. Wie bereits seit Mai 2022 bleibt die Union durchgängig die stärkste Kraft mit zuletzt 27 Prozent im April gefolgt von der SPD, die mit Werten zwischen 19 Prozent und 21 Prozent seit Beginn des Jahres mittlerweile wieder deutlich vor den Grünen liegt, die im August 2022 an der SPD vorbeigezogen waren. 

Erstmals wird in diesem Report darüber hinaus die Wählerbindung der Parteien seit der Bundestagswahl 2021 analysiert. Der Vergleich zwischen den Ergebnissen der Bundestagswahl 2021 und dem Durchschnitt der Sonntagsfrage zwischen Januar und April 2023 zeigt, dass SPD und FDP jeweils fast die Hälfte ihrer ehemaligen Wählerschaft verloren haben, während die anderen im Bundestag vertretenen Parteien jeweils rund drei Viertel ihrer damaligen Wähler:innen weiterhin von sich überzeugen können. 

SPD und FDP verlieren darüber hinaus nicht nur bezüglich ihrer Wählerbindung, sondern auch beim erweiterten Wählerpotenzial. Während sich zwischen Januar und April 2022 noch 49 Prozent der Deutschen vorstellen konnten, die SPD zu wählen, können dies ein Jahr später nur noch 38 Prozent. Bei der FDP ist ein ähnlicher Verlust von 35 auf 25 Prozent zu erkennen und auch bei den Grünen fällt das erweiterte Wählerpotenzial innerhalb eines Jahres von 38 auf 31 Prozent. Während Union und Linke ebenfalls Verluste davontragen, hält die AfD als einzige Partei ihr Wählerpotenzial stabil.

Im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Zufriedenheit mit der Bundesregierung und Scholz als Kanzler seit Januar 2022 stark gesunken war, zeichnet sich 2023 bei sowohl Scholz als auch der Regierung insgesamt eine relative Stabilität der Zufriedenheit auf niedrigem Niveau ab. Unverändert sind weitaus mehr Menschen sehr unzufrieden als sehr zufrieden mit der Arbeit von Kanzler und Regierung, wobei Scholz 2023 stets leicht besser bewertet wird als die Regierung als Ganzes.

Auch bei der Bewertung der Arbeit der einzelnen Minister:innen überwiegt die Unzufriedenheit deutlich. Bei der Netto-Zufriedenheit bewegt sich im April 2023 nur der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius mit einem Wert von +1 im positiven Bereich. Im Vergleich zu Januar 2022 kann unter den übrigen Minister:innen nur Annalena Baerbock ein leichtes Plus von 3 Zufriedenheitspunkten verzeichnen. Seit Januar 2023 sind bei allen Minister:innen die Zufriedenheitswerte zudem relativ stabil auf niedrigem Niveau. 

Bei der Frage nach dem wichtigsten politischen Thema der Deutschen steht die Inflation auch 2023 bislang in jedem Monat mit klarem Abstand an der Spitze. Dahinter rangiert stets der Klimaschutz auf Rang zwei mit einer kurzen Unterbrechung im Januar, als die Deutschen Armut als wichtigeres Thema einstuften. Die beiden Themen Inflation und Klimaschutz unterscheiden sich außerdem deutlich in ihrem Polarisierungsgrad. Das Thema Inflation ist gar nicht polarisiert und die Anhänger:innen aller Parteien empfinden Inflation als sehr wichtig (Polarisierungsgrad 9 auf einer Skala von 0 bis 100). Ob Klimaschutz als wichtig erachtet wird hängt hingegen stark von der Parteipräferenz ab. So spielt das Thema insbesondere für Unterstützer:innen der Grünen eine Rolle, jedoch deutlich weniger für die der anderen Parteien (Polarisierungsgrad: 45 von 100). Dabei liegt der Polarisierungsgrad beim Klimaschutz zwischen Januar und April 2023 noch einmal leicht höher als er zwischen April und August 2022 (40 von 100 Punkten) gelegen hatte.

Politische Meinungslage in Deutschland

 

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