Politischer Jahresrückblick 2022
Unser politischer Jahresrückblick bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die Veränderung der Zufriedenheit der Bevölkerung mit den politischen Parteien, der Regierung, den Minister:innen sowie der Opposition. Außerdem werfen wir ein Schlaglicht auf die Wichtigkeit politischer Themen in der Bevölkerung und analysieren, welche Themen besonders polarisieren. Der Report 2022 basiert auf 12.000 Interviews, die über das Jahr verteilt monatlich erhoben wurden.
Die Highlights:
- Nach einem deutlichen Vorsprung zur Jahresmitte fallen die Parteien der Ampelkoalition im Dezember bei der Sonntagsfrage erstmals hinter die Opposition zurück. Wenn heute gewählt werden würde, hätte die Bundesregierung erstmals keine Mehrheit mehr im Parlament.
- Diese Entwicklung wird durch die herben Verluste für SPD und FDP getrieben, während die Grünen deutlich über Ihrem Wahlergebnis stehen. Hinzukommt die Stärke der Unionsparteien. Lagen Sie im Januar noch 4 Prozentpunkte hinter der SPD liegen sie nun mit 8 Punkten Vorsprung unangefochten vorn.
- SPD und FDP verlieren außerdem nicht nur bei der Sonntagsfrage, sondern müssen auch massive Verluste bei ihrem erweiterten Wählerpotential hinnehmen. Konnten sich zu Jahresbeginn noch 49% der Deutschen vorstellen, die SPD zu wählen, sind es zum Jahresende nur noch 41%. Bei der FDP sinkt dieser Wert von 35% auf 26%. Bei allen anderen Parteien bleibt das Wählerpotential weitestgehend stabil.
- Im Jahresverlauf sinkt außerdem die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung deutlich. Waren im Januar noch ungefähr gleich viele Menschen sehr zufrieden wie sehr unzufrieden mit der Regierung (Netto-Zufriedenheit: -3 Punkte), sind im Dezember deutlich mehr Menschen sehr unzufrieden als sehr zufrieden (Netto-Zufriedenheit: -27 Punkte). Im Gleichschritt dazu sinkt auch die Zufriedenheit mit der Arbeit von Bundeskanzler Olaf Scholz, auch wenn er meist leicht besser eingeschätzt wird als die Regierung insgesamt.
- Auch bei der Bewertung der Arbeit der einzelnen Minister:innen überwiegt die Unzufriedenheit teils deutlich. Verglichen mit Jahresbeginn schafften es mit Baerbock und Habeck zwar zwei Minister:innen im Sommer in den positiven Bereich zu klettern. Seit Herbst werden aber auch sie negativ bewertet. Habeck liegt im November gar bei einer Netto-Zufriedenheit von -23 Punkten. Noch stärker nach unten ging es für Christian Linder. Waren zu Jahresbeginn noch ungefähr gleich viele Menschen sehr zufrieden wie sehr unzufrieden mit seiner Arbeit, überwiegt zum Jahresende die Unzufriedenheit deutlich (-28 Punkte).
- Friedrich Merz kann von der Schwäche der Regierung jedoch nur marginal Kapital schlagen. So wird seine politische Arbeit stets schlechter bewertet als die vom Bundeskanzler, auch wenn der Abstand zwischen den beiden im Zeitverlauf leicht abnimmt.
- Bei der Frage nach dem wichtigsten politischen Thema der Deutschen steht die Inflation in jedem Monat mit klarem Abstand an der Spitze. Dahinter rangiert stets der Klimaschutz auf Rang zwei. Die beiden Themen unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrem Polarisierungsgrad. Das Thema Inflation ist gar nicht polarisiert und die Anhänger:innen aller Parteien empfinden Inflation als sehr wichtig (Polarisierungsgrad 8 auf einer Skala von 0 bis 100). Ob Klimaschutz als wichtig erachtet wird hängt hingegen stark von der Parteipräferenz ab. So spielt das Thema insbesondere für Unterstützer:innen der Grünen eine Rolle, jedoch deutlich weniger für die der anderen Parteien (Polarisierungsgrad: 41 von 100).