Rundfunkreform: Nur Minderheit der Deutschen für eigenständigen Fortbestand von ARD und ZDF

Hamburg, 14. November 2022 – Immer wieder wird in Deutschland über den Fortbestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖR) diskutiert. Eine Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt nun, dass nur eine Minderheit der Deutschen dafür ist, dass das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem in seiner aktuellen Form weiterbesteht. Lediglich knapp jeder Dritte (30%) spricht sich dafür aus, dass ARD und ZDF wie bisher je ein eigenständiges Fernseh- und Online-Programm bereitstellen sollen. 35 Prozent würden hingegen eine Zusammenlegung der beiden Sender begrüßen. Weitere 35 Prozent sind für eine vollständige Abschaffung des ÖR in Deutschland.

Rundfunkreform

Der Vorsitzende der ARD, Tom Buhrow, hatte kürzlich neben anderen Vorschlägen zur Reform des ÖR die Idee ins Spiel gebracht, die Fernseh- und Online-Programme von ARD und ZDF in einem überregionalen Sender zusammenzulegen. 
 

Deutliche Polarisierung zwischen Grünen- und FDP-Anhängern

Blickt man auf die Parteianhängerschaft der Befragten, zeigen sich deutliche Unterschiede. Während sich unter den Anhängern der Grünen fast die Hälfte (46%) für einen Fortbestand von ARD und ZDF in ihrer jetzigen Form ausspricht, tut dies bei FDP und Union mit jeweils 25 und 28 Prozent nur etwa jeder Vierte. Ein ähnlich großer Anteil der Wählerschaft des bürgerlichen Lagers befürwortet indessen eine vollständige Abschaffung des ÖR (FDP 27%, Union 30%). Unter den Grünen-Anhängern trifft dieser Vorschlag derweil nur bei etwa jedem achten Befragten (13%) auf Zustimmung. Die Unterstützer der SPD ordnen sich dazwischen ein: Von ihnen würden 37 Prozent einen Fortbestand des ÖR in seiner jetzigen Form begrüßen, aber auch 26 Prozent dessen vollständige Abschaffung befürworten. 

Besonders beliebt ist jedoch der Vorschlag einer Zusammenlegung der beiden Sender, insbesondere bei den beiden bürgerlichen Parteien. Diesen bevorzugen 48 Prozent der FDP-Anhänger sowie 42 Prozent der Unions-Wähler. Aber auch unter der Anhängerschaft von Grünen und SPD ist dieses Szenario mit 41 und 37 Prozent Zustimmung relativ beliebt. 

Sowohl AfD- als auch Linken-Anhänger sprechen sich mit 62 bzw. 37 Prozent überdurchschnittlich oft für eine Abschaffung des ÖR aus, wobei die AfD prozentual deutlich hervorsticht. Unterstützer der Linkspartei stehen zu relativ großen Teilen (37%) auch einer Zusammenlegung der beiden Sender nicht abgeneigt gegenüber.
 

Geringe Unterschiede zwischen Ost und West

Zwischen den Befragten aus Ost- und Westdeutschland zeigen sich dagegen nur geringe Unterschiede, auch wenn in Westdeutschland (31%) etwas mehr Menschen für einen eigenständigen Fortbestand von ARD und ZDF sind als in Ostdeutschland (26%). Einer Abschaffung stehen Ostdeutsche (38%) im Gegenzug leicht positiver gegenüber als Menschen in Westdeutschland (34%). Den Vorschlag einer Zusammenlegung von ARD und ZDF bewerten Ost- und Westdeutsche mit jeweils 37 und 35 Prozent Zustimmung recht ähnlich.
 

Größere Diskrepanzen bei Alter und Einkommen

Während bei den jüngeren und mittelalten Personen im Alter von 18 bis 39 bzw. 40 bis 59 Jahren nur etwa jeder Vierte (24% und 26%) angibt, dass der ÖR in seiner jetzigen Form weiterbestehen soll, tun dies in der Altersgruppe der 60- bis 75-Jährigen ganze 42 Prozent. Für eine Abschaffung sprechen sich indessen bei den beiden jüngeren Gruppen 38 bzw. 36 Prozent der Befragten aus. Unter den Älteren stehen dieser nur 30 Prozent positiv gegenüber. 

Beim Einkommen gestalten sich die Unterschiede ähnlich: Personen mit geringerem Haushaltseinkommen bis 2.000 Euro netto im Monat bevorzugen eine Abschaffung des ÖR mit 40 Prozent deutlich stärker als Personen mit höherem Einkommen von mehr als 4.000 Euro im Monat (29%). 

Rundfunkreform


Methode

Quotierte Online-Befragung von 1.000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland repräsentativ gewichtet nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl. Die Befragung wurde zwischen dem 04. und 07. November 2022 durchgeführt.
 

Mehr zu

Gesellschaft