Wird Sachsen-Anhalt zum Rückwanderungsland? Größtes Zugehörigkeitsgefühl im Bundesvergleich

Hamburg/Magdeburg, 23. Oktober 2018. Was macht ein Abwanderungsland zum Rückwanderungsland? Familiäre Verbundenheit, regionale Identifikation, Besitz von Eigentum und das Vertrauen auf einen gesicherten Arbeitsplatz stellen die wichtigsten Motivationsfaktoren hierfür dar. Wie Zukunftsforscher Horst Opaschowski gestern auf dem 4. Demografie-Kongress in Magdeburg nachwies, können zwei Drittel der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt von sich sagen: „Ich lebe dort, wo ich es möchte“ (65% - Bundesländer Durchschnitt 55%).

Im Bundesvergleich leben die Bürger in Sachsen-Anhalt mehr mit der Natur (+13 Prozent­punkte), haben mehr Zeit für sich (+9), besitzen mehr Eigentum (+5) und vertrauen auch mehr auf einen gesicherten Arbeitsplatz (+3).

Opaschowski stützt sich auf den Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D) des Ipsos-Instituts, das seit 2016 16.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland nach ihrem Wohlergehen repräsentativ befragt hat. Der von Ipsos in Kooperation mit Opaschowski konzipierte NAWI-D stellt ein neues Wohlstandsbarometer für Deutschland dar. Professor Opaschowski: „Der auf empirischer Basis entwickelte NAWI-D ist umfassender als das BIP/Bruttoinlandsprodukt und schließt neben ökonomischen auch ökologische, gesellschaftliche und individuelle Befragungsdaten mit ein. Durch die Befragung der Bürger lässt der NAWI-D präzise Aussagen über die Lebensqualität und das Wohlergehen der Menschen zu."

Leben zwischen Zuversicht und Zukunftsungewissheit. Sachsen-Anhalt ist ein Land mit zwei Gesichtern
Das Bundesland Sachsen-Anhalt ist in Deutschland seit 1990 am stärksten von der Abwanderung betroffen. Jetzt deutet sich eine Trendwende an. Dafür spricht auch, dass das Land nach Angaben seines Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr mittlerweile eine überdurchschnittliche Geburtenrate in Deutschland aufweist. In der Bevölkerung wächst das individuelle Wohlergehen in gleichem Maße, wie auch die Sorge um die eigene Zukunft anhält. So können die Bürger in Sachsen-Anhalt nach eigener Aussage im Bundesvergleich weniger finanziell für ihre Zukunft vorsorgen (-4 Prozentpunkte) und sich auch weniger eine gute medizinische Versorgung leisten (-5).

Fazit von Professor Opaschowski: „Sachsen-Anhalt ist ein Land mit zwei Gesichtern. Die Bevölkerung schwankt in ihrem Leben zwischen Zuversicht und Zukunftsungewissheit. Die Bürger neigen dazu, finanzielle Sorgen durch den Beziehungsreichtum in Familie, Nachbarschaft und Region wieder auszugleichen. Sie suchen das Gleichgewicht von materieller Sicherheit und sozialer Geborgenheit. Auf diese Weise können sie dem heimatlichen Umfeld verbunden bleiben, statt als Abwanderer dem Land für immer den Rücken zu kehren. Aus Abwanderern werden Rückwanderer, weil sie Angst haben, ihre Wurzeln zu verlieren. Sie sehnen sich wieder nach einem Zuhausesein im Vertrauten.“

NAWI-D_Sachsen-Anhalt vs. Deutschland

Studiensteckbrief der aktuellen Welle 2018:

Methode: Ipsos Capibus Computer Assisted Personal Interviewing, im Haushalt des Befragten. Random route – zufällig ausgewählter Haushalt und Befragungsperson
Stichprobe: 16.000 Personen ab 14 Jahren
Grundgesamtheit: Deutschsprechende Bevölkerung in Privathaushalten
Feldzeit: September 2016 - September 2018

Für die Erhebungen zum Wohlstandsbarometer greift Ipsos Observer auf seinen eigenen bundesweiten Interviewerstab zurück, der erfahren in der Durchführung sozialwissenschaftlicher Studien mit anspruchsvollen Designs ist. Die Datenerhebung erfolgt mittels persönlicher Interviews in den Zielhaushalten im Rahmen der wöchentlichen CAPI-Mehrthemenumfragen. Berechnung der Wohlstandswirklichkeit im Ipsos NAWI-D.

Über bevölkerungsrepräsentative Vorbefragungen wurde eine Batterie von 30 Aussagen entwickelt, die das Thema Wohlstand aus Sicht der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland umfassend abdeckt. Diese 30 Aussagen wurden in wiederum bevölkerungsrepräsentativen Umfragen Bundesbürgern ab 14 Jahren vorgelegt. Die Bürger selbst entscheiden, welche dieser Aussagen für sie erfüllt sein müssen, um in Wohlstand zu leben. Die Einstufung, ob diese Aussagen für sie in der Realität erfüllt sind, erfolgt anhand einer 10er-Skala, die von 1 = „trifft für mich überhaupt nicht zu“ bis 10 = „trifft auf mich voll und ganz zu“ reicht. Sofern nicht anders aufgeführt, wird im Text auf die so genannten Top 3 - Werte bzw. deren Komplementärgröße zurückgegriffen. Der Top 3 - Wert zu einer Aussage enthält somit die Skalenwerte 8, 9 und 10. Dann wird die Aussage für den Befragten als ausreichend erfüllt angesehen. Bei den Werten 1 – 7 wird sie als nicht ausreichend erfüllt angesehen. Die bei jeder dieser 30 Aussagen gemessene Wohlstandswirklichkeit wird mit deren jeweiligen Bedeutung in Bezug gesetzt, d. h. gewichtet. Daraus werden für jede Wohlstandsdimension als auch für den Wohlstand insgesamt der NAWI-D berechnet.

Über Professor Horst W. Opaschowski
Prof. Dr. Horst Opaschowski ist Zukunftswissenschaftler und Berater für Politik und Wirtschaft. Seit über vierzig Jahren geht Opaschowski in seinen Forschungen systematisch den Fragen von Wachstum und Wohlstand, Fortschritt und Lebensqualität nach.

2014 gründete er mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa, seiner Tochter, das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung (O.I.Z) in Hamburg. Opaschowskis Themenschwerpunkte liegen im Bereich der empirischen Zukunfts- und Gesellschaftsforschung. Seit Frühjahr 2012 konzipiert Professor Opaschowski gemeinsam mit dem Institut IPSOS Observer GmbH das neue Wohlstandsbarometer als Basis für einen umfassenden Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D).

Über Ipsos
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