Wohnstudie: Eigenheimwunsch trifft auf alternative Wohnformen

Hamburg, 19. Mai 2022 – Zukunftsforscher sehen in Mikroapartments, gemeinschaftlichem Wohnen und Öko-Siedlungen eine Alternative angesichts hoher Großstadtmieten, mangelndem Wohnraum, steigenden Immobilienkosten und dem durch den Klimawandel bedingten Trend zur Nachhaltigkeit. Doch laut einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos haben viele Bundesbürger durchaus andere Wunschvorstellungen vom idealen Wohnen.

Traum vom Eigenheim lebt weiter 

So träumen sechs von zehn Deutschen nach wie vor vom eigenen Haus (60%), bei den 16 bis 24-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 74 Prozent. Und Hausbesitzer sind es auch, die mit 84 Prozent eine überdurchschnittliche Zufriedenheit mit ihrer Wohnsitutation angeben.
 

Viel Platz und großzügige Wohnfläche sind weiterhin wichtig

Angesichts der hohen Grundstückskosten und mangelnden Flächen in Großstädten müsste Wohnraum künftig kleiner geplant werden. Auch dies passt mit den Vorstellungen der Befragten nicht ganz zusammen. In der Beschreibung einer idealen Wohnsituation wird „Viel Platz/ ausreichend Zimmer/ Wohnfläche“ am häufigsten genannt. Jeder Dritte (32%) zählt eine großzügige Wohnfläche zu den wichtigsten Aspekten einer Wohnsituation.  
 

Nachhaltiges Wohnen eine Frage des Geldes

Die Akzeptanz für nachhaltiges Wohnen ist hoch, die Umsetzung jedoch durch finanzielle Gründe gebremst. Aus allen abgefragten zukünftigen Wohnformen ist die mit dem größten ökologischen Nutzen am beliebtesten: Zwei Drittel der Befragten (66%) geben an, dass ein Öko-/ Niedrigenergiehaus für sie in Frage käme. Auch ein Tiny House (40%), das Ökodorf (41%) und „Autofreies Wohnen“ (33%) wären für viele eine gewünschte Wohnform. Für jeden zweiten Deutschen (48%) lässt sich ein nachhaltiges Wohnen jedoch aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen.

Das Fazit von Heike Hüßmann, Expertin für Wohnen und Bauen in der Marketingforschung bei Ipsos ist deutlich: "Es bleibt dabei, Deutsche lieben ihr eigenes Haus. Die Corona-Pandemie hat den Bedarf nach einem ausreichend großen, abgeschirmten und grünen Zuhause sicher noch steigen lassen. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema, wird aber angesichts explodierender Baukosten kritisch hinsichtlich der Machbarkeit gesehen. In der Realität lässt die Grundstückslage in deutschen Städten schon jetzt vielfach keine größeren Eigenheimsiedlungen mehr zu, die laut Studie recht beliebten Tiny Houses eingeschlossen. Die Herausforderung, vor der Stadtentwickler und Wohnungsgesellschaften angesichts dieser Studienergebnisse heute stehen, heißen daher: Informieren, Aufklären, Überzeugen. Und die Studie zeigt auch einige Punkte auf, bei denen die Aufklärungsarbeit ansetzen könnte, um die Deutschen für zukunftsfähige Wohnformen zu begeistern. Erstens: Die hohe Akzeptanz von nachhaltigem Wohnen nutzen und mit nachhaltigen, finanzierbaren Wohnungen in Mehrfamilienhäusern argumentieren. Zweitens: Die ebenfalls sehr akzeptierten Mehrgenerationenhäuser (49%) als Alternative zum eigenen Haus herausstellen. Nummer drei und vier: Einkaufsmöglichkeiten und ein persönlich nutzbarer Außenbereich spielen, neben netter Nachbarschaft, eine große Rolle bei den idealen Wohnbedingungen – beides Argumente, die bei der Vermarktung von Mehrfamilienhäusern in der Kommunikation herausgestellt werden sollten.“

Natürlich variieren die Ergebnisse teilweise deutlich nach demografischen Merkmalen wie Alter, oder verfügbarem Einkommen. Das sollte bei der Ansprache ebenfalls berücksichtigt werden.

Wohnen im Wandel

Methodensteckbrief

Befragungsmethode: Online-Mehrthemenumfrage über den Ipsos-Omnibus
Grundgesamtheit: Bevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren mit Zugang zum Internet (61 Mio.)
Stichprobengröße: n = 1.000 
Auswahlverfahren: Quotenauswahl über Alter, Geschlecht und Region (nach Nielsengebieten)
Feldzeit: 01. April 2022

Eine Kooperationsstudie mit Auszubildenden zu Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung der BMK, Berufliche Schule für Medien und Kommunikation, Hamburg

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