Klimawandel: Deutsche noch nie so besorgt

Wenige Wochen nach der verheerenden Flutkatastrophe hat die Angst der Menschen vor den Folgen des Klimawandels in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. 36 Prozent der Deutschen bezeichnen den Klimawandel aktuell als eines der drei größten Sorgenthemen im eigenen Land, sechs Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vormonat. Noch nie wurde hierzulande ein höherer Wert verzeichnet, so das Ergebnis der monatlich in 28 Ländern durchgeführten Ipsos-Studie “What worries the world“.

Hochwasser schärft Problembewusstsein beim Thema Klimawandel

Ebenfalls bemerkenswert: Nirgendwo sorgen sich die Menschen derzeit mehr um den Klimawandel als in Deutschland. Australien und Kanada (je 31%) rangieren mit deutlichem Abstand zur Bundesrepublik auf den Plätzen zwei und drei im Ranking der klimabewusstesten Nationen. Dahinter folgen die ebenfalls stark vom Hochwasser betroffenen Nachbarländer Niederlande (28% | +4) und Belgien (27% | +7), wo die Sorge ums Klima zuletzt merklich angestiegen ist. 

Global gesehen zählt der Klimawandel momentan allerdings nur für 15 Prozent der Befragten zu den drängendsten Problemen im eigenen Land. Vor allem in einigen lateinamerikanischen Nationen wie Kolumbien (4%), Argentinien (3%), Peru (3%) oder Brasilien (2%) wird der Klimawandel nach wie vor kaum als wichtiges gesellschaftliches Sorgenthema wahrgenommen.

Die drei großen Sorgen der Deutschen: Armut, Corona und Klimawandel 

Auch wenn die Angst vor dem Klimawandel (36% | +6) zuletzt einen neuen Höhepunkt erreicht hat, führen die Themen Armut und soziale Ungleichheit (38% | +3) und COVID-19 (37% | +2) die Sorgenskala der Deutschen noch immer knapp an. Am vierthäufigsten wird das Thema Einwanderungskontrolle genannt, jeder Vierte (24% | +1) sieht hier eines der zentralen Probleme im Land. Auf Platz 5 von insgesamt 18 abgefragten Sorgenfeldern folgt die Gefährdung der Umwelt (20% | +2). Wie schon beim Klima zeigen sich die Deutschen auch bei dieser Frage erneut besorgter als alle anderen Nationen.

Im globalen Durchschnitt äußert dagegen nur jeder zehnte Befragte (10%) große Bedenken wegen möglicher Umweltbelastungen. Andere Problemfelder werden in den meisten anderen Ländern als weitaus dringlicher eingestuft. 

Besorgnis um Corona-Folgen nimmt weltweit wieder leicht zu

Auf Platz 1 der weltweit größten Sorgenthemen der Menschen rangiert nach wie vor mit klarem Vorsprung das Coronavirus (37% | +1). Am größten ist die Besorgnis um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie momentan in einigen asiatischen Ländern wie Malaysia (83%), Japan (63%) oder Südkorea (59%). In 19 von insgesamt 28 befragten Ländern ist die Corona-Sorge zuletzt wieder angestiegen, besonders stark jedoch in den USA (40% | +15). 

Globale und deutsche Sorgen unterscheiden sich stark 

Zu den wichtigsten globalen Problemen gehören neben Armut und sozialer Ungleichheit (31%) auch die Angst vor Arbeitslosigkeit (31%), Bedenken wegen finanzieller und politischer Korruption (29%) sowie die Sorge um Kriminalität und Gewalt (25%). In Deutschland werden diese Themenbereiche deutlich seltener als schwerwiegende Herausforderungen wahrgenommen, vor allem Arbeitslosigkeit und Korruption (je 10%) werden hierzulande nur selten genannt. 

WWW 08.2021

Methode

Die Umfrage wurde in 28 Ländern weltweit über das Ipsos Online Panel-System durchgeführt. Zu den untersuchten Ländern gehören Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Ungarn und die USA.

Zwischen dem 23. Juli und dem 06. August 2021 wurden 19.010 Interviews mit Erwachsenen im Alter von 18 bis 74 Jahren in den Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA und zwischen 16 und 74 Jahren in allen anderen Ländern durchgeführt. Die Daten wurden gewichtet, um dem Profil der Bevölkerung zu entsprechen.

In 16 der 28 untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die breitere Bevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. 

Die verbleibenden 12 untersuchten Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder repräsentiert eher die wohlhabende und vernetzte Bevölkerung. Diese Bevölkerungsgruppe hat eine wichtige gesellschaftliche Rolle und verkörpert die aufstrebende Mittelschicht.

Für diese Studie gab es keine externen Sponsoren oder Partner. Sie wurde von Ipsos mit der Absicht initiiert und durchgeführt, etwas zum tieferen Verständnis der Welt, in der wir leben und der Gefühle der Menschen auf dieser Welt beizutragen.

Ähnliche Inhalte

  • Wie beurteilen die Deutschen ihr Gesundheitssystem? Laut einer Ipsos-Studie halten nur noch 42 Prozent die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland für gut – ein Rückgang um 14 Prozentpunkte seit 2018.

    Steigende Impfskepsis, mehr Pessimismus: So sehen die Deutschen das Gesundheitssystem

    Die Impfskepsis nimmt weiter zu. Nur noch die Hälfte der Deutschen (49 %) befürwortet eine Impfpflicht bei ernsthaften Infektionskrankheiten. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2018 lag der Anteil der Befürworter:innen in Deutschland noch bei 62 Prozent. Rund ein Viertel (24 %) der Bevölkerung spricht sich dagegen aus – lediglich in Ungarn ist die Impfskepsis mit 25 Prozent noch etwas höher. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den älteren Befragten zwischen 50 und 74 Jahren (49 %, -15 pp seit 2018). In dieser Altersgruppe war die Zustimmung zur Impfpflicht im Jahr 2018 mit 64 Prozent noch am höchsten.
  • Entdecke Ipsos Global Trends – die größte öffentliche Umfrage ihrer Art

    Ipsos Global Trends – die Gesellschaft im Fokus

    Ipsos Global Trends ist die größte und umfassendste Trendstudie ihrer Art. Erfahren Sie mehr über die Gesellschaft, Märkte & Werte auf der Welt.
  • Für wie wahrscheinlich halten die Deutschen einen Krieg mit Russland? Laut einer Umfrage von Ipsos gehen 27 Prozent davon aus, dass es in den nächsten sechs Monaten zu militärischen Auseinandersetzungen kommen wird.

    Ein Viertel der Deutschen hält Krieg mit Russland für wahrscheinlich

    In den letzten Wochen wurden sowohl im NATO-Luftraum als auch über Deutschland vermehrt Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet. Diese Entwicklung weckt Sorgen über eine mögliche kriegerische Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Russland. Laut einer aktuellen Ipsos-Umfrage halten 27 Prozent der Deutschen es für wahrscheinlich, dass es in den nächsten sechs Monaten zu einer mit Waffen ausgetragenen Auseinandersetzung kommt. 61 Prozent der Befragten halten ein solches Szenario hingegen für unwahrscheinlich.