Nationaler WohlstandsIndex für Deutschland: Corona sorgt für leichten Wohlstandsdämpfer
Die Corona-Krise beeinträchtigt den gefühlten Wohlstand der Deutschen nur geringfügig. Das ist das Ergebnis der aktuellen Juni-Erhebung des ›Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland‹ (NAWI-D), den das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos seit 2012 zusammen mit dem Zukunftsforscher Professor Dr. Horst Opaschowski vierteljährlich erhebt. Mehr als jeder zweite Bundesbürger ab 14 Jahren stuft seinen Wohlstand derzeit als hoch ein, etwa jeder siebte Befragte empfindet ihn als niedrig.
Bei der Messung des subjektiv empfundenen Wohlstandes berücksichtigt der NAWI-D 30 verschiedene Faktoren, die für das Wohlergehen der Menschen wichtig sind. Diese lassen sich wiederum in die vier Kategorien ökonomischer, gesellschaftlicher, individueller und ökologischer Wohlstand unterteilen.
Zufriedenheitswerte nach Rekordhoch leicht rückläufig
Nachdem der NAWI-D Anfang März dieses Jahres noch die höchsten bisher gemessenen Zufriedenheitswerte ermittelt hat, stufen die Deutschen ihre Zufriedenheit mit dem für sich Erreichten inzwischen wieder etwas schlechter ein. Sowohl ökonomische Faktoren wie die Sicherheit des eigenen Einkommens, gesellschaftliche Faktoren wie der soziale Frieden, als auch individuelle Faktoren wie die eigene Gesundheit, werden im Durchschnitt etwas schlechter bewertet als unmittelbar vor dem Ausbruch der Pandemie.
Ökologischer Wohlstand während Corona-Krise höher denn je
Lediglich in der Kategorie ökologischer Wohlstand verzeichnet die aktuelle Messung einen neuen Allzeithöchststand (34,6%). Die Ökologie wurde von den Deutschen allerdings bislang nicht so stark mit dem eigenen Wohlergehen in Verbindung gebracht wie wirtschaftliche, soziale und persönliche Faktoren, auch wenn die Umwelt und umweltbewusstes Verhalten mehr und mehr (und durch Corona noch einmal verstärkt) zum eigenen Wohlbefinden beiträgt.
Die folgende Infographik zeigt die Wohlstandsentwicklung in Deutschland seit 2012. Gezeigt wird dabei der prozentuale Bevölkerungsanteil, der seinen subjektiv empfundenen Wohlstand in der jeweiligen Kategorie als hoch einstuft.
Der Mehrheit geht es immer noch sehr gut
Fasst man alle Wohlstandsfaktoren zusammen und berücksichtigt dabei noch deren unterschiedliche Bedeutung für den gefühlten Wohlstand, dann stuft mehr als jeder zweite Deutsche (52,0%) seinen Wohlstand momentan als hoch ein. Das entspricht einem Minus von 2,6 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Messung im März (54,6%). Für knapp jeden dritten Befragten (33,9%) liegt der eigene Wohlstand momentan auf einem mittleren und für etwa jeden Siebten (14,1%) auf einem niedrigen Niveau (+1,4% seit Dezember 2019).
Hans-Peter Drews, der Projektleiter für den NAWI-D bei Ipsos, zieht ein gemischtes Fazit: »Über die letzten Jahre ist der Anteil derjenigen, die mit ihrem Wohlstand sehr zufrieden sind, relativ stetig gestiegen, während der Anteil der Unzufriedenen kontinuierlich gesunken ist. Die Corona-Krise hat diesen positiven Trend nun gestoppt. Seit dem Ausbruch der Pandemie fühlen sich außerdem weniger Menschen sehr glücklich und Zukunftsängste nehmen zu. Betrachtet man jedoch einzelne wichtige Wohlstandsvoraussetzungen wie z. B. die Arbeitsplatz- oder Einkommenssicherheit, die eigene Gesundheit oder auch das friedliche Zusammenleben mit den Mitmenschen, so stellen wir fest, dass diese bisher nur für wenige Bürger durch Corona beeinträchtigt wurden.«
Steckbrief NAWI-D
Im Frühjahr 2012 konzipierte Ipsos gemeinsam mit Zukunftsforscher Prof. Dr. Opaschowski ein neues Wohlstandsbarometer als Basis für einen umfassenden Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D), das seitdem kontinuierlich quartalsweise erhoben wird.
Methode: Ipsos Capibus Computer Assisted Personal Interviewing im Haushalt des Befragten. Random route - Zufallsauswahl der Haushalte und Befragungspersonen.
Stichprobe: 2.000 Personen ab 14 Jahren je Erhebungswelle.
Grundgesamtheit: Deutschsprechende Bevölkerung in Privathaushalten.
Feldzeit: jeweils in den Monaten März, Juni, September und Dezember.
Für die Erhebungen zum Wohlstandsbarometer greift Ipsos auf seinen eigenen bundesweiten Stab an Interviewern zurück, der erfahren in der Durchführung sozialwissenschaftlicher Studien mit anspruchsvollen Designs ist. Die Daten-erhebung erfolgt mittels persönlicher Interviews in den Zielhaushalten im Rahmen von wöchentlichen CAPI-Mehrthemenumfragen.
Berechnung der Wohlstandswirklichkeit im Ipsos NAWI-D
Über bevölkerungsrepräsentative Vorbefragungen wurde eine Batterie von 30 Aussagen entwickelt, die das Thema Wohlstand aus Sicht der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland umfassend abdeckt. Diese 30 Aussagen wurden in wiederum bevölkerungsrepräsentativen Umfragen Bundesbürgern ab 14 Jahren vorgelegt. Die Bürger selbst entscheiden, welche dieser Aussagen für sie erfüllt sein müssen, um in Wohlstand zu leben. Die Einstufung, ob diese Aussagen für sie in der Realität erfüllt sind, erfolgt anhand einer 10er-Skala, die von 1 = „trifft für mich überhaupt nicht zu“ bis 10 = „trifft auf mich voll und ganz zu“ reicht. Sofern nicht anders aufgeführt, wird im Text auf die so genannten Top 3 - Werte bzw. deren Komplementärgröße zurückgegriffen. Der Top 3 - Wert zu einer Aussage enthält somit die Skalenwerte 8, 9 und 10. Dann wird die Aussage für den Befragten als ausreichend erfüllt angesehen. Bei den Werten 1 – 7 wird sie als nicht ausreichend erfüllt angesehen. Die bei jeder Aussage gemessene Wohlstandswirklichkeit wird mit deren jeweiligen Bedeutung in Bezug gesetzt, d. h. gewichtet. Daraus wird für jede Wohlstands-dimension als auch für den Wohlstand insgesamt der NAWI-D berechnet.