

Große Unzufriedenheit mit Bildungssystem in Deutschland, Rufe nach Social-Media-Verbot für Kinder werden lauter
Weltweit halten sich Kritik und Lob für das jeweilige Bildungssystem etwa die Waage. Besonders kritisch zeigen sich die Menschen in Europa: Noch negativer als die Deutschen äußern sich die Befragten in Ungarn (59 %), Frankreich (55 %) und Rumänien (54 %). Am besten schneiden Irland und Großbritannien im europäischen Vergleich ab: 71 Prozent der irischen und 49 Prozent der britischen Befragten befinden ihr Bildungswesen für gut.
Immer mehr Deutsche für Verbot von Social Media und Smartphones
Soziale Medien sind heute aus dem Leben junger Menschen kaum wegzudenken. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung sieht diese Entwicklung kritisch. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Deutschen spricht sich inzwischen für ein Verbot von Social Media für unter 14-Jährige aus. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zustimmung zu einem Verbot in Deutschland damit um 13 Prozentpunkte erhöht – mehr als in jedem anderen Land. Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit diesem Wert jedoch immer noch an letzter Stelle: Am vehementesten für ein Social-Media-Verbot plädieren die Befragten in Indonesien (87 %), Frankreich (85 %), Italien (83 %) und Spanien (82 %).
Auch die Rufe nach einem Smartphone-Verbot an Schulen werden lauter. Mit 56 Prozent Zustimmung – 4 Prozentpunkte mehr als 2024 – liegt Deutschland bei dieser Frage zwar knapp über dem globalen Durchschnitt (55 %). In anderen europäischen Ländern wie Frankreich (80 %), Irland (70 %), Spanien (69 %) oder Italien (67 %) ist der Wunsch nach einem Bann von Smartphones aber noch deutlich ausgeprägter.
KI an Schulen: Kein Verbot, aber verhaltene Skepsis
Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz – inklusive ChatGPT – in Schulen sehen die Deutschen hingegen etwas weniger skeptisch. Nur 34 Prozent der Bundesbürger:innen sprechen sich für ein Verbot aus, was einem Rückgang von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil derjenigen, die ein KI-Verbot an Schulen explizit ablehnen, ist mit 38 Prozent sogar noch etwas größer. Im Gegensatz zur zunehmend kritischeren Haltung gegenüber Social Media und Smartphones nehmen die Vorbehalte gegenüber KI in Deutschland also eher ab.
Was die Auswirkungen von KI auf das Bildungswesen betrifft, sind die Meinungen hierzulande dennoch geteilt. Nur 22 Prozent der Deutschen glauben, dass technologische Fortschritte wie KI vor allem positive Auswirkungen haben werden, während 28 Prozent eher negative Effekte erwarten. Mehr als jede:r Dritte (35 %) geht davon aus, dass sich positive und negative Folgen die Waage halten werden. Die übrigen 15 Prozent erwarten keine Auswirkungen oder sind sich nicht sicher.
Die größten Herausforderungen für junge Menschen: Mobbing, neue Technologien, mentale Gesundheit
27 Prozent der Befragten stufen die Auswirkungen von Social Media und Technologien wie KI sogar als eine der größten Herausforderungen für junge Menschen in Deutschland ein. Damit liegt dieses Thema aus Sicht der Bevölkerung auf Platz zwei der größten Probleme für Kinder und Jugendliche. Am häufigsten werden hierzulande Mobbing und Gruppenzwang (33 %) genannt, aber auch eine schlechte Bildungsqualität sowie Armut und Ungleichheit (jeweils 25 %) werden oft als problematisch angesehen.
Eine Mehrheit der Deutschen (57 %) beurteilt die psychische Gesundheit junger Menschen im Land als schlecht – lediglich 9 Prozent halten sie explizit für gut. Dennoch nimmt das Thema in Deutschland nur den 5. Platz (24 %) ein, wenn es um die Einschätzung geht, welchen Herausforderungen sich Heranwachsende heute stellen müssen. Anders sieht es im weltweiten Durchschnitt der 30 befragten Länder aus: Hier wird die psychische Gesundheit unter allen Antwortmöglichkeiten am häufigsten als Problem betrachtet. Ein Drittel (33 %) der Befragten weltweit stuft dieses Thema als eine der drei größten Herausforderungen für Kinder und Jugendliche ein.
Gender-Gap bei MINT-Fächern schließt sich – Hassliebe zu Mathe und Sport
In den letzten Jahrzehnten gab es starke Bestrebungen, mehr Mädchen für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern – und es scheint, als hätte dies ein Stück weit Wirkung gezeigt. Laut der Ipsos-Studie ist die Vorstellung von klassischen „Jungenfächern” (wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Sport) und „Mädchenfächern” (wie Sprachen, Literatur oder Kunst) vor allem bei der ältesten Generation der Babyboomer noch stark ausgeprägt. Bei den jüngeren Befragten der Gen Z gibt es dagegen weltweit kaum noch Präferenzunterschiede zwischen Männern und Frauen, insbesondere bei den MINT-Fächern.
Befragt nach den ehemaligen Lieblings- oder Hassfächern in der Schule, scheiden sich in Deutschland die Geister: Mathematik, Geschichte (jeweils 30 %) und Sport (26 %) gehören zu den beliebtesten Unterrichtsfächern – gleichzeitig zählen Mathematik (34 %) und Sport (23 %) neben Religion (27 %) aber auch zu den unbeliebtesten Fächern.

Methode
Dies sind die Ergebnisse der Studie Ipsos Education Monitor 2025, die von Ipsos auf der Online-Plattform Global Advisor in 30 Ländern durchgeführt wurde. Für die Online-Umfrage wurden zwischen dem 20. Juni und dem 4. Juli 2025 insgesamt 23.700 Personen befragt. In Deutschland waren die Befragten zwischen 16 und 74 Jahre alt, die Stichprobe umfasste rund 1.000 Personen.
Zu den 30 befragten Ländern gehören neben Deutschland: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Rumänien, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn, USA.
In 16 der 30 befragten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung der untersuchten Altersgruppen anzusehen – darunter auch Deutschland. Die Daten wurden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten bestmöglich widerspiegelt.