Sorgenbarometer Dezember 2024
Sorgenbarometer Dezember 2024

Deutsche beurteilen die Lage der Nation so pessimistisch wie nie zuvor

Kurz vor der Neuwahl ist die Stimmung in der deutschen Bevölkerung getrübt – das zeigt die aktuelle Erhebung der Ipsos-Studie „What worries the World“, die monatlich in 29 Ländern weltweit durchgeführt wird.

Noch nie seit Beginn des Sorgenbarometers vor mehr als zehn Jahren wurde die Lage des Landes so pessimistisch eingeschätzt wie heute. Auch die Lage der deutschen Wirtschaft wird deutlich negativer bewertet als vor dem Aus der Ampelkoalition.

  • Dass sich Deutschland auf dem richtigen Weg befindet, glaubt nicht einmal mehr jede:r fünfte Deutsche (18 %) – ein 10-Jahres-Tief. Diese pessimistische Einschätzung hat sich seit November 2024 um 5 Prozentpunkte verstärkt, innerhalb des letzten Jahres sogar um 11 Prozentpunkte.
  • Die wirtschaftliche Lage wird nur noch von einem Viertel der Bevölkerung (27 %) als gut bezeichnet – das sind 4 Prozentpunkte weniger als im Vormonat und 11 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die größten Sorgen der Deutschen: Migrationssorgen sinken, Kriegsangst steigt

Für 35 Prozent der Deutschen zählt die Migration zu den drei größten persönlichen Sorgen; damit nimmt die Zuwanderung weiterhin den ersten Platz im Sorgenbarometer ein, verliert aber im Vergleich zum Vormonat 9 Prozentpunkte. An zweiter Stelle steht das Thema Armut und soziale Ungleichheit (33 %), gefolgt von der Inflation (31 %).

  • Die Sorge vor militärischen Konflikten hat deutlich zugenommen und liegt mit 26 Prozent wieder auf Platz vier des Sorgenbarometers; das ist ein Plus von 7 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat und von 10 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland damit gleich hinter Israel und Polen (jeweils 35 %) auf Platz drei von 29 befragten Ländern.
  • Kriminalität und Gewalt (25 %) werden von jedem vierten Deutschen als eines der wichtigsten Themen genannt und liegen damit auf Platz 5. Der Klimawandel (21 %) und das Gesundheitssystem (20 %) beschäftigen etwa jede:n fünfte:n Bundesbürger:in.
  • Der zunehmende Extremismus (21 %) im Land bewegt die Deutschen kurz vor der Bundestagswahl immer stärker: 4 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und 5 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Wie schon bei der Angst vor Krieg liegt Deutschland auch hier international an dritter Stelle hinter den Niederlanden (26 %) und Israel (25 %).

Wieder mehr Deutsche fürchten sich vor Arbeitslosigkeit

Lange Zeit war die Angst vor Arbeitslosigkeit in Deutschland kein großes Thema, doch aktuell sind die Werte bemerkenswert hoch: 14 Prozent machen sich akute Sorgen um ihren Arbeitsplatz – 4 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung, als die Ampel noch stand und Donald Trump noch nicht zum US-Präsidenten gewählt war. Weltweit hat das Thema aber noch einen deutlich höheren Stellenwert. Zum Vergleich: Der globale Durchschnitt liegt bei 27 Prozent.
 

Sorgenbarometer Dezember 2024


Erfahren Sie mehr darüber, wie die Stimmung im Land ist und was die Menschen bewegt.

Mehr zu Wahl- und Meinungsumfragen

Methode

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos-Studie »What Worries the World«. Bei der Online-Umfrage wurden 23.287 Personen aus 29 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Deutschland wurden etwa 1.000 Personen befragt. Die Umfrage fand zwischen dem 22. November und dem 06. Dezember 2024 statt.

Zu den 29 untersuchten Ländern gehören: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn und USA.

In Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Indonesien und Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Singapur zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.

In 17 der 29 untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung hoch genug, um die Stichproben als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten, darunter auch Deutschland. Die anderen untersuchten Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichproben aus diesen Ländern ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Gesamtbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten bestmöglich widerspiegelt.

Ähnliche Inhalte

  • Weihnachtskarten & E-Mails – Insights zur Relevanz in 2025 | Ipsos
    Marketing Umfrage

    Weihnachtskarten & E-Mails – Insights zur Relevanz in 2025

    Alle Jahre wieder kommt am Jahresende Weihnachtsport ins Haus geflattert. Doch wie kommt die überhaupt an?
  • Mehrheit erwartet erneuten Koalitionsbruch | Ipsos
    Regierung Umfrage

    Mehrheit erwartet erneuten Koalitionsbruch – Schwarz‑Rot gilt dennoch als handlungsfähiger als die Ampel-Regierung

    Nach großen Differenzen zwischen den damaligen Regierungsparteien kam es vor rund einem Jahr zum Bruch der Ampel-Koalition. Auch die neue schwarz-rote Koalition musste bereits Unstimmigkeiten überwinden, etwa bei der Sozialstaatsreform oder der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Einer aktuellen Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Ipsos zufolge hält eine Mehrheit von 56 Prozent der Deutschen einen erneuten Koalitionsbruch für wahrscheinlich. Gleichzeitig beurteilt die Hälfte der Bevölkerung (50 %) die aktuelle Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD als handlungsfähiger als die Vorgängerregierung.
  • Wie beurteilen die Deutschen ihr Gesundheitssystem? Laut einer Ipsos-Studie halten nur noch 42 Prozent die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland für gut – ein Rückgang um 14 Prozentpunkte seit 2018.

    Steigende Impfskepsis, mehr Pessimismus: So sehen die Deutschen das Gesundheitssystem

    Die Impfskepsis nimmt weiter zu. Nur noch die Hälfte der Deutschen (49 %) befürwortet eine Impfpflicht bei ernsthaften Infektionskrankheiten. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2018 lag der Anteil der Befürworter:innen in Deutschland noch bei 62 Prozent. Rund ein Viertel (24 %) der Bevölkerung spricht sich dagegen aus – lediglich in Ungarn ist die Impfskepsis mit 25 Prozent noch etwas höher. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den älteren Befragten zwischen 50 und 74 Jahren (49 %, -15 pp seit 2018). In dieser Altersgruppe war die Zustimmung zur Impfpflicht im Jahr 2018 mit 64 Prozent noch am höchsten.