Eine Bank ist nicht genug: Deutsche nutzen neben Hauptbankverbindungen oft spezialisierte Anbieter
Hamburg, 23. Juni 2022. Für viele Deutsche gibt es nicht die eine Bankverbindung. Personen ab 14 Jahren besitzen in Deutschland im Schnitt 1,9 Bankverbindungen. Das fand eine Sonderanalyse des Ipsos Finanzmarktpanels mit rund 20.000 befragten Haushalten pro Quartal heraus. Knapp die Hälfte aller Befragten (49%) gab an, lediglich mit einem einzelnen Geldinstitut Bankbeziehungen zu haben. Ein Fünftel der Befragten antwortete, zwei Bankverbindungen zu besitzen. Bei einem weiteren Fünftel sind es sogar drei oder mehr Bankverbindungen.
Viele Bankkunden haben Konten bei anderen Instituten
Die Studie unterscheidet zwischen drei verschiedenen Bankverbindungstypen: Exklusiv-, Haupt- und Nebenbankverbindung. Eine Exklusivbankverbindung besteht bei Bankkunden, die nur bei einem Finanzinstitut ein Konto besitzen. Hauptbankverbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass diese Bankverbindung für alltägliche Geschäfte, wie Mietzahlungen und Gehaltseingang, verwendet wird. Hauptbankverbindungen sind allerdings nicht exklusiv. Nebenbankverbindungen hingegen sind Kundenbindungen zu Gesellschaften, welche für alle weiteren Zwecke verwendet werden.
Knapp die Hälfte aller Deutschen ab dem Alter von 14 Jahren besitzt ein Konto bei der Sparkasse. Allerdings sind nur 19 Prozent aller Sparkassenkunden Exklusivbankkunden, haben also kein weiteres Konto bei einem anderen Geldinstitut. Die Mehrheit der Sparkassen-Kunden besitzt mindestens eine zusätzliche Verbindung bei einer anderen Bank.
Insbesondere Direktbanken ohne Filialstruktur weisen einen auffällig niedrigen Anteil an Exklusivkunden auf. Die Mehrheit der Kunden von Direktbanken, wie der ING oder DKB, sind Nebenbankkunden. Viele Deutsche scheinen also die Vorzüge von Direktbanken zu schätzen, verlassen sich allerdings nur selten ausschließlich auf solche. Die Verankerung von Filialbanken ist weiterhin wichtig, trotz dem deutschlandweit anhaltenden Trend der Filialschließungen.
Spezialanbieter profitieren von technologischen Vorsprüngen
Jedoch sind es gerade die Nebenbanken, die für ihre Spezialisierung geschätzt werden. Das zeigt sich bei der Auswertung der Produkttypen, die üblicherweise bei einer Nebenbank genutzt werden. So bestehen fast doppelt so viele Tagesgeldkonten bei Nebenbankkunden verglichen mit Hauptbanken. Bei depotbezogenen Produkten ist er Anteil sogar 2,4-fach so hoch wie bei Hauptbanken. Konkret geben 16 Prozent der befragten Personen an, ein Depot bei der eigenen Haupt- oder Exklusivbank zu besitzen, bei der Nebenbank sind es ganze 39 Prozent. Diese Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die Nutzungstendenzen der Deutschen zu. Der Wechsel einer Hauptbank, auf dem alltägliche Zahlungsströme ein- und ausgehen, ist oftmals mit großem Aufwand verbunden. Allerdings ziehen Bankkunden in vielen Fällen angebotene Tagesgeldkonten oder Depots von Nebenbanken vor.
„Es ist stark davon auszugehen, dass diese Diversifizierung der Bankverbindungen weiter anhält“, stellt Robert Kraus, Finanzexperte bei Ipsos abschließend fest. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass Spezialanbieter häufig einen technologischen und kalkulatorischen Vorsprung bei bestimmten Produkten haben. „Das Zeitalter der Exklusivbank ist sicherlich nicht komplett vorbei, allerdings wird der Spagat für die Gesellschaften immer schwieriger“, betont er. Für jedes Produkt die besten Konditionen am Markt zu haben ist schlicht nicht möglich. „Die Zins- und Gebührenlage hängt außerdem stark mit der Politik der EZB zusammen“ stellt er abschließend fest, „und hier erwarten uns im Rahmen der aktuellen Inflation ein paar spannende Jahre“.
Methode
Bevölkerungsrepräsentative Sonderanalyse einer Online-Befragung aus dem Ipsos Finanzmarktpanel, in dem pro Quartal 20.000 Haushalte in Deutschland zu ihren Aktivitäten im Finanzmarkt befragt werden. Es werden Bestände, Neuabschlüsse inklusive Informationsprozess und Kündigungen in den Bereichen Bankendienstleistungen, Versicherungen und Bausparen erfasst. Das Ipsos Finanzmarktpanel analysiert dabei die Faktoren, welche die kurz- und mittelfristige Geschäftsentwicklung von Geldinstituten, Versicherungen und Bausparkassen prägen.
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