Konsumentenstimmung: Österreich weiter im Krisenmodus

EU-Konsumentenbarometer 2022 auf Tiefstand, nachhaltige Trendwende noch nicht absehbar.

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Knapp ein Jahr nach dem Beginn des Ukraine-Konflikts ist die Stimmung unter Österreichs Konsumenten weiterhin getrübt. Die neuesten Ergebnisse des Consumer Confidence Barometers der EU-Kommission zeigen erste Anzeichen einer Trendwende der Konsumentenstimmung im Land, Signale für eine anziehende Konsumlaune sind jedoch noch nicht auszumachen.

Der Consumer Confidence Barometer (CCB) ist das bedeutendste Stimmungsbarometer unter Europas Konsumenten. Die monatlich im Auftrag der EU-Kommission durchgeführte Umfrage misst europaweit das subjektive Empfinden der Bevölkerung anhand zentraler Wirtschaftsindikatoren. Ipsos führt diese Erhebung in Österreich durch und hat sich angesehen, wie sich die Konsumentenstimmung angesichts multipler Krisen im letzten Jahr entwickelt hat, und welche weiteren Entwicklungen sich zu Jahresanfang für 2023 abzeichnen.

Zeitreihe Erwartungen Wirtschaftsindikatoren

Das Jahr 2022 war geprägt durch einen beinahe beispiellosen Einbruch aller wichtigen Stimmungsindikatoren, die im Rahmen des CCB regelmäßig gemessen werden. Selbst die ersten Corona-Lockdowns oder die Wirtschaftskrise 2008 hatten keinen so dauerhaft negativen Einfluss auf die Konsumentenstimmung, wie die multiplen Krisen, die der Ukraine-Krieg ab März 2022 mit sich brachte. Bis zum Spätsommer legte sich eine ausgeprägt pessimistische Grundstimmung und Verunsicherung über das Land. Erst die relative Stabilisierung der Inflationsentwicklung und eine Entspannung der Energiekrise im Spätherbst führte zu einem Ende der Stagnation. Die Konsumenten hatten sich in der neuen Situation (Wirtschaftsabschwung, Teuerungswelle) zurechtgefunden und erwarteten zumindest eine relative Verbesserung der Gesamtsituation. Der Drei-Monats-Trend für die erwartete wirtschaftliche Entwicklung im Land und die Situation der finanziellen Lage des eigenen Haushalts drehte sich, der Blick nach vorne ist seither zumindest wieder optimistischer als der Blick zurück, jedoch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Ungeachtet des weiterhin rekordhohen Inflationsniveaus hat sich die Erwartung der Konsumenten zur Preisentwicklung in den kommenden 12 Monaten zuletzt etwas beruhigt: Nur noch 16% der Befragten befürchten, dass die Teuerung weiter zunehmen wird, ein Drittel ist dagegen überzeugt, dass die Preise in diesem Jahr zumindest weniger stark steigen werden als 2022. Dank der erwarteten besseren Wirtschaftslage und erhofften Entspannung der Preisentwicklung sinkt auch die Angst vor einer Welle an Arbeitslosigkeit wieder etwas. Nur noch jeder Dritte erwartet aktuell steigende Arbeitslosenzahlen im Jahresverlauf, während dies im Oktober noch jeder Zweite befürchtete.

Signale für eine wieder anziehende Konsumlaune sind jedoch noch nicht auszumachen: Die Ausgabeabsicht für größere Anschaffungen ist nach wie vor gering, Investitionen werden aktuell eher verschoben. Sparen als Alternative für Konsumausgaben wird zwar wieder von einem steigenden Bevölkerungsanteil als grundsätzlich ratsam betrachtet, gilt aber auf Grund der immer noch niedrigen Realzinsen weiterhin als wenig attraktiv.

Die Konsumenten sind zu Jahresanfang 2023 trotz des Gefühls, die schlimmste Phase der aktuellen Krise bereits überstanden zu haben, weiterhin verunsichert. Trotz einer ersten fragilen Trendwende bei der Zukunftserwartung wird die Zurückhaltung im Konsumverhalten vorerst weiter bestehen, die Stimmungslage volatil bleiben.

 

Die Erhebung dieser Studie erfolgt dank einer Ko-Finanzierung der Europäischen Kommission, BMF und OeNB. EC co-founded project logo

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