Je jünger, desto queerer: Gen Z weitaus häufiger LGBTQ+ als ältere Generationen

Hamburg, den 16.06.2021 - Junge Erwachsene sind in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung deutlich vielfältiger als ältere Generationen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos anlässlich des Pride Month durchführte. Im Durchschnitt der 27 untersuchten Länder geben vier Prozent der Generation Z (1997+) an, sich nicht als männlich oder weiblich zu identifizieren. Unter den Befragten, die vor 1997 geboren wurden, liegt der Anteil derjenigen, die sich selbst als transgender, nonbinär, nonconforming, genderfluid oder divers bezeichnen, nur bei rund einem Prozent.

Jüngere Erwachsene fühlen sich außerdem weitaus häufiger (auch) zum selben Geschlecht hingezogen. Nur knapp zwei Drittel (68%) der Gen Z beschreiben sich selbst als heterosexuell, beinahe jede*r Fünfte (18%) identifiziert sich als schwul, lesbisch, bisexuell oder sonstiges. Bei der Generation der Baby Boomers (1946-1964) sehen sich weltweit dagegen nur etwa vier Prozent der Befragten als Teil der LGBTQ+-Community. 
 

Abbildung 1 Pride 2021


Frauen und Jüngere haben öfter Kontakt zu queeren Menschen

In der Ipsos-Umfrage wurde darüber hinaus auch nach dem Umgang mit und Einstellungen zu LGBTQ+-Personen gefragt. Neben Generationsunterschieden zeigen sich vor allem große Differenzen im Antwortverhalten zwischen Männern und Frauen sowie gravierende geographische Unterschiede. Deutlich mehr Frauen (47%) als Männer (37%) geben z. B. an, Verwandte, Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen zu haben, die schwul oder lesbisch sind. Ähnliche Werte zeigen sich im direkten Vergleich zwischen jüngeren und älteren Befragten. 

Die Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen der Welt sind allerdings noch gravierender: Während in lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien (66%), Chile oder Mexiko (je 64%) fast zwei Drittel aller Befragten angeben, persönlich homosexuelle Menschen zu kennen, ist das in asiatischen Ländern wie Japan (7%), Südkorea (7%) oder China (11%) nur bei einer kleinen Minderheit der Fall. In Deutschland haben nach eigenen Angaben vier von zehn Befragten (40%) direkten Kontakt zu Schwulen oder Lesben.
 

Je mehr Berührungspunkte, desto weniger Vorurteile

Mehr Kontaktpunkte zu Mitgliedern der LBGTQ+-Community führen in der Regel auch zu mehr Toleranz und mehr Unterstützung für die Gleichstellung von queeren Menschen. So zeigt sich unter anderem, dass Frauen (34%) und junge Erwachsene (40%) eher dazu bereit sind, sich gegen eine Person auszusprechen, die Vorurteile gegenüber LGBTQ+ äußert, als Männer (26%) oder ältere Befragte (24%). Ebenso befürworten Frauen (42%) und Jüngere (50%) im Vergleich zu Männern (32%) und Älteren (29%) deutlich öfter, dass LGBTQ+-Personen in der Öffentlichkeit Zuneigung zeigen dürfen sollten. 
 

Mehrheit spricht sich für gleiche Rechte aus

Antidiskriminierungsgesetze und gleiche Rechte für LGBTQ+-Menschen in Sachen Heirat oder bei der Adoption von Kindern werden in den meisten der 27 befragten Länder zwar mehrheitlich unterstützt, in vereinzelten Staaten wie Russland oder Malaysia allerdings immer noch von den meisten Menschen vehement abgelehnt. In Deutschland befürworten mehr als zwei Drittel die Ehe für alle (69%) und das volle Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare (68%), immerhin jede*r Zweite (50%) spricht sich für Gesetze aus, die die Diskriminierung von LGBTQ+-Menschen verbieten.
 

Abbildung 2 Pride 2021


Marken sollen sich für Gleichberechtigung einsetzen

Neben gleichen Rechten fordern viele Deutsche auch mehr Sichtbarkeit von queeren Menschen in der Öffentlichkeit. Vier von zehn Deutschen (42%) sehen es positiv, wenn sich Marken aktiv für mehr Gleichberechtigung einsetzen und mehr als jede*r Dritte (34%) fordert mehr LGBTQ+-Charaktere im Fernsehen, in Filmen und in der Werbung. Fast jede*r Zweite (47%) gibt an, offen lesbische, schwule oder bisexuelle Athlet*innen in Sportmannschaften zu unterstützen. 


Methode:
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie »LGBT+ Pride 2021«. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 23. April und 7. Mai 2021 19.069 Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren aus 27 Ländern interviewt: 

Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Frank-reich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Ungarn und USA. In Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in den anderen 22 Ländern zwischen 16 und 74 Jahren. 

In Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Spanien und den Vereinigten Staaten wurden jeweils etwa 1.000 Personen befragt. In den restlichen 15 befragten Ländern umfasste die Stichprobe jeweils circa 500 Personen. 

In 16 von insgesamt 27 untersuchten Ländern können die Stichproben als repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren angesehen werden: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. 

Die Stichproben in Brasilien, Chile, China, Indien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Russland, Südafrika und der Türkei sind städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt. 

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Landes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt. Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von „weiß nicht/keine Angabe“ Nennungen. 

Für diese Studie gab es keine externen Sponsoren oder Partner. Sie wurde von Ipsos mit der Absicht initiiert und durchgeführt, etwas zum tieferen Verständnis der Gefühle der Menschen und der Welt, in der wir leben, beizutragen.
 

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